Fußgängerzone als Fläche - bzw. Routing über Flächen

Natürlich hätte das geholfen. Der Renderer war mit den neuen Stimmkreisgrenzen irritiert und hat den ganzen Stadtplan damit beschriftet. Die meisten von euch haben es wohl gar nicht bemerkt, weil das nicht flächendeckend war, sondern regional auf Hotspots beschränkt. Da war es katastrophal. Straßen wurden umbenannt (mit der election boundary), Wälder in kleine Parzellen gestückelt und mit Stimmkreisnamen beschriftet. Es ist klar, dass irgendwann auch Renderer das begreifen werden. Hätte man die Ausdrückmöglichkeit einer visibility könnte man solchen Problemen von vorneherein aus dem Weg gehen, weil so etwas nie in normalen Karten erscheint. Es war nur ein Beispiel. Das visibility-Flag würde halt generell überall funktionieren. Nicht dass es zur Regel wird, aber eben für Problemzonen. Es zwingt keinen es umzusetzen, aber es erleichtert Mainstream-Renderern, die Weisheit des Mappers optisch umzusetzen. Am Ende genießt man das OSM-Werk in erster Linie optisch als Karte und nicht durch Lektüre von Datenbank-Dumps. Jemand der Spezialkarten, z.B. der Wahlkreise, oder beliebiger anderer OSM-Objekte erstellt, kann natürlich solche “üblicherweise unsichtbaren” Objekte explizit rendern.

Das Konzept der “virtuellen Wege” halte ich auch für sehr interessant. Die stellen auch unsichtbare “Objekte” dar, die aber lediglich Hilfskonstruktionen sind, um logische Verbindungen von Wegen irgendwie computerbasiert erfassen und verarbeiten zu können. Ich sehe es nicht als Konkurrenz zum Sichtbarkeits-Konzept, sondern als eigenständige Kategorie.

Beides macht Sinn. Virtuelle Wege sind da angezeigt, wo in Wirklichkeit überhaupt nichts in Richtung Weg angedeutet wird. Z.b. große Plätze ohne angedeutete Straßen. Die virtuellen Wege dienen hier lediglich der logischen Verknüpfung von Zugangswegen, damit Router damit arbeiten können. Die Datenstruktur muss eben so ausgelegt sein, dass sie automatisch verarbeitbar ist. Beispielsweise, zwei Gebäude zwischen denen ein Durchgang existiert, aber keine Informationen über Türen/Tore etc. vorhanden sind. Statt irgendwo falsch einen Durchgang hinzusetzen könne man die einfach durch einen logischen Weg verknüpfen. Ein Fußgänger-Route könnte die Information nutzen und Abkürzungen vorschlagen. Es gibt viele große öffentliche Gebäudekomplexe mit Durchgangsmöglichkeiten. Nicht immer kann oder will man da ins Gebäude echte Wege einzeichnen.

Andererseits gibt es viele Fälle in denen Wege real existieren, man sie aber nicht in der Karte sehen will. Beispiel wieder ein Marktplatz, wo schwach angedeutete Wege drübelaufen, z.B. für den Lieferverkehr, z.B. mit abgesenktem Kopfsteinpflaster. Oder der zuvor zitierte Bergpfad, der über eine Holzstapel-Fläche führt. Es ist nur logisch, diese Wege nach traditionellem Konzept zu erfassen. Als Fußweg, Lieferweg, verkehrsberuhigte Straße etc. Nicht nur um dem Router zu helfen, sondern weil es einfach so logisch ist. Trotzdem möchte man oft solche Wege nicht in der Karte sehen. Statt ein Sonderobjekt “virtueller Weg” würde ich hier den normalen Weg bevorzugen, der als “bitte dieses Segment nicht zeichnen” ausgedrückt wird. Es wäre eine saubere Lösung. Was man zuvor gehört hat, dass eine Fläche den sowieso überblenden würde, falls die ID höher ist. Gut, das mag funktionieren, ist aber weder logisch noch elegant.

Zu diesem Themenkomplex fände ich 3 Auszeichnungsmethoden interessant, die man alle unterstützen könnte (sowohl von der Mapper-Seite als auch in der Programmierung der Renderer und Router):

  • der “virtuelle Weg” für Wege die nur der logischen Verknüpfung wegen angelegt werden, um Straßen oder Gebäude/-teile zu vernetzen.
    Das dient in erster Linie Routern um es zu nutzen, Renderern die damit schönere Karten machen, vielleicht anderen …
  • display=yes/no: Sichtbarkeit generell ein/ausschalten, z.B. reale Wege über einen Marktplatz, wo der ortskundige Mapper eine Entscheidungshilfe liefert, dass diese konkreten Wegesegmente im Stadtplan nicht gut aussehen würden
  • active=yes/no: Schalter, um Objekte grundsätzlich deaktivieren zu können.

Deaktivieren mit active=no könnte man so nutzen: z.B. die Stimmkreise/Wahlkreise gelten nur für eine Wahl, sind vielleicht für die nächste Wahl nur geringfügig modifiziert. So könnte man die Objekte in der Datenbank lassen, sagt aber dazu, dass sie momentan nicht aktiv sind. Ähnlich, wenn man auf einer Großbaustelle (z.B. Berliner Stadtschloß) schon einmal die Baupläne in OSM mappt, aber ausdrücken will, dass diese derzeit noch nicht in Anwendungen genutzt werden sollen.

Im Normalfall muss der Mapper keins dieser Tags setzen. Das sind alles Sonderfälle, die aber bei falscher Umsetzung in Karten negativ auffallen würden. Auswertesoftware ist frei, diese “Empfehlungen” der Mapper umzusetzen oder nicht. Im Normalfall wäre es gut, sie zu berücksichtigen (z.B. im Default-Renderer auf der OSM-Homepage). Wenn nicht, braucht man auch nicht über die Mapper zu schimpfen, sondern um die schlechte Umsetzung der Empfehlungen (der Weisheit der Mapper). Natürlich kann i.d.R. der Rendering-Stil die meisten Entscheidungen selbst treffen. Wie eine Autobahn gerendert wird entscheidet er selbst. Es gibt aber immer Sonderfälle, in denen ein Computer keine intelligenten Entscheidungen trifft, wo der Mensch eingreifen muss. Dazu müssen Ausdrucksmöglichkeiten bzw. Entscheidungshilfen in Software vorgesehen werden.