Fremde Wege vereinfachen

Hallo,
ich mappe seit wenigen Monaten rund um meinen Wohnort um die vielen noch vorhandenen weißen Flecken auszufüllen. Kürzlich hat mich aber die Aktion eines anderen Users ziemlich geärgert, der in Changeset 4439003 mal eben 334 Wege vereinfacht hat. Darunter sind auch viele von mir, die jetzt von Mapnik deutlich eckiger gerendert werden. Hier mal ein Beispiel:

http://www.openstreetmap.org/browse/way/53505428

Ich möchte euch bitten mal einen Blick darauf zu werfen und mir folgende Fragen zu beantworten:

  1. Habe ich in der ersten Version des Weges zu viele Punkte gesetzt?
  2. Sind Wegvereinfachungen in dieser Form bei OSM üblich und erwünscht?
    Falls ja, kann ich mir das detaillierte Einzeichnen des Straßenverlaufes auch sparen.

Ich habe zunächst mal den User direkt angeschrieben und in seiner Antwort standen Aussagen wie:

— Schnipp —
Bei größeren Aktionen vereinfache daher zunächst alle Ways. Das trifft dann auch mal den einen oder anderen Knoten, der berechtigt war. Ich denke aber, er wird nach und nach wieder den Weg in die Daten finden.
— Schnapp —

oder auch

— Schnipp —
Zugegebenermaßen wäre ich froh, wenn die Punktreduktion hin und wieder etwas geringer ausfallen würde.
— Schnapp —

Mich würde mal die Meinung von erfahrenen Mappern dazu interessieren - auf mich wirkt so ein Verhalten stark demotivierend!

Viele Grüße
mEIN

Zum einen finde ich es nicht ok, wenn man die Arbeit eines anderen zunichte macht. Wenn auf einer geraden Linie 20 Nodes sind, ist ein vereinfachen ok, da keine Infos verloren gehen. In Kurven ist ein detailiertes mappen zum einen völlig legitim und zum anderen auch erwünscht, da durch auch der Kurvenradius ermittelt werden kann. Das sollte aber im sinnvollen Rahmen bleiben. Alle paar cm einen Node zu setzen ist auch unfug.

Edit: Habe deinen Weg im übrigen wiederhergestellt.

Grundsätzlich sollte ein Weg so wenige Punkte wie nötig enthalten. Deshalb gibt es in JOSM die Möglichkeit, Wege zu vereinfachen. Punkte, die zu dicht (d.h. weniger als 10 Meter) nebeneinander stehen oder in einer Gerade hintereinander angeordnet sind, werden dabei gelöscht. Punkte, die mit einem Tag versehen sind, werden dabei verschont.

In DIESEM speziellen Fall sind die zusätzlichen Punkte durchaus berechtigt, weil jeder Punkt einen bestimmten Winkel beschreibt. Allerdings wird dadurch auch die Datenbank aufgebläht, so dass die Niedersachsen-Karte locker mal 1 GB Speicherplatz auf der Festplatte braucht.

Andererseits möchte ich darauf hinweisen, dass viele Wege einfach nur Datenmüll sind. Die beim Joggen im Wald aufgenommenen GPX-Tracks haben eine so miserable Qualität, dass es sich nicht lohnt, solche Tracks 1:1 in die Datenbank zu übertragen. In diesem Fall ist es besser, die Schlangenlinien der Joggingtour durch den Wald radikal zu begradigen, weil der GPS-Empfang im Wald oder im Gebirge deutlich schlechter ist.

In Potlatch kann man durch Drücken der Taste H jeden historischen Zustand wiederherstellen. Falls Du von der Genauigkeit Deiner Daten wirklich überzeugt bist, dann solltest Du diese Wiederherstellungs-Funktion in begründeten Einzelfällen nutzen. Andereseits lohnt es sich nicht, jedem Punkt hinterherzuweinen, wenn in 10 Meter Entfernung die nächste Kreuzung angesiedelt ist.

Gruß FK270673

Edit 1: Komma ergänzt!
Edit 2: Satz ergänzt.

Ich nutze die JOSM-Funktion zum vereinfachen auch häufig. Der Grund dafür ist eigentlich ganz einfach: Zu 99% ändert sich der Weg damit fast gar nicht. Wenn ich hier sehe, einige Mappen den Waldweg, im 2-Meter-Takt. Da sind dann auf 100 Meter Strecke stolze 50 Punkte, alle in einer geraden Linie. Oder jemand mappt eine Kurve mit 50-cm-Takt. Da drücke ich dann in JOSM auf Shift+Y und JOSM entfernt Punkte, die “überflüssig” sind. Renderer zeichnen die Karten weiterhin rund und viel wichtiger: Die Daten entsprechen noch immer der Realität. Ob jetzt ein Weg sich um einen halben Meter verschiebt oder nicht, so genau ist das GPS-System eh nicht. Und wenn der Forstwirt aktiv war, sind die Wege z.T. auch so weit verschoben.

Es gibt jedoch auch Fälle, wo ich die Funktion nicht anwende. Hier im Dorf gibt es Treppen welche sich im 1,5-Meter-Radius den Hang hinauf schlängeln gehen. Solche Fälle habe ich bereits häufiger gesehen, das lasse ich dann so. Auch wenn alle Renderer mehr Datenmüll als hübsche Karten Zeichnen, aber die Daten entsprechen der Realität. Und gemappt Mappe wird nicht für die Renderer.

Wobei ich zugeben muss, die Vereinfachen-Funktion von JOSM könnte etwas feiner arbeiten.

Der JOSM Type sollte diese Funktion so umstellen, dass die Wege tatsächlich vereinfacht werden, aber echte Information nicht verloren geht. Wenn zu Punkt 1 und Punkt 3 über Punkt 2 0° Abweichung ist, kann Punkt 2 gelöscht werden, es sei den er ist ein Knotenpunkt mit einem anderen Weg.

Solange der Filter aber so aggressiv von Haus aus eingestellt ist, wird es weiter diese verschlimmbesserung geben. Schreib der Person einfach eine böse Email und spei ihm deinen ganzen Hass ins Gesicht.

Gerade beim vereinfachen halte ich automatiken nur dann für sinnvoll, wenn ein Mensch sie überwacht und sie sinnvoll einsetzt. Das Nutzen sollte darauf beschränkt sein, dem Mapper arbeit abzunehmen, wenn er bewusst einen Weg korrigieren will, weil er bessere Daten/Wissen hat.

Wenn ich weiß, dass der Waldweg schnurgerade ist, in OSM aber eine Schlangenlinie, dann sit so eine Automatik sicherlich sinnvoll.
Die Automatik wird aber dann zum Problem, wenn sie blind angewand werden, weil die Nodes dicht beieinander liegen. Wenn der Weg so verläuft, wie er eingezeichnet ist und jeder Node eine Winkeländerung beschreibt, ist er berechtigt.

Allgemeinsollte man durch das Vorhandensein von hochgenauen Luftbildern nicht immer eine GPS-Aufzeichnung zu grunde legen, wenn man ans vereinfachen geht.

Ich stimme Henning voll zu. Es hat in letzter Zeit auch in “meinen” Revieren erhebliche Verschlimmbesserungen durch das automatische Vereinfachen von Wegen gegeben. Darunter leidet nicht nur die Kartendarstellung, sondern vor allem die Datenqualität.

Um es am Beispiel auf die Spitze zu treiben: In der Nähe von Glatz gibt es einen Forstweg, die sogenannte Spätenwalder Ewigkeit. Der geht 5 km schnurgerade durch die Landschaft. 2 Nodes würden also reichen. Er hat jetzt 11. Davon wird die Datenbank nicht untergehen.

Problematisch sehe ich die scheinbar immer häufiger angewandte Methode, aufgezeichnete Tracks mit allen Punkten als nodes zu übernehmen und daraus einen Weg zu machen.

Gruß

Dieter

Da wegen der History ohnehin alle Punkte erhalten bleiben, beim Löschen also nicht wirklich verschwinden, sondern nur unsichtbar werden, entlastet diese Maßnahme die Datenbank ohnehin nicht.
Die Übernahme aufgezeichneter Tracks sehe ich als großes Übel an. Dabei werden nicht nur viel zu viele Punkte übertragen. Obendrein wird das durch schlechten Empfang erzeugte “Gezackel” detailliert übernommen.
Ich lege meine Tracks grundsätzlich zuerst auf ein Satellitenbild, um mir ein Bild von deren Qualität zu machen. Anschließend male ich die Tracks ab. Auf diese Weise kommen nur die wichtigsten Nodes in die Datenbank.

Gruß
tippeltappel

In mehreren Versuchen habe ich auch festgestellt, dass die JOSM-Funktion “Weg veinfachen” einen Weg nicht verbessert. Gerade in Kurven ist nicht der Punktabstand sondern die Winkeländerung von Punkt zu Punkt ein sinnvolles Kriterium. Auch sollten nicht einfach Punkte gelöscht, sondern die Kurve sollte geglättet werden. Das mach ich jetzt lieber von Hand. Und auf Geraden unnötige Punkte löschen geht von Hand einfach und schnell. Ausreisser, z.B. durch kurzzeitige, meist lokale Störungen des GPS Signals, erkennt die Funktion soundso nicht und Mitteln aus mehreren GPS-Spuren kann sie auch nicht.

Ich mach das auch öfters. Allerdings nur wenn es von der Gegend keine ausreichenden Satellitenbilder gibt, und auch noch keine Logs von anderen Usern vorhanden sind. Nach dem Umwandeln wird der Track natürlich wie oben beschrieben mit der JOSM “vereinfachen” - Funktion bearbeitet. Sofern das keine großen Abweichungen erzeugt wird es übernommen.

Ein bisschen mitdenken muss man halt schon…

Danke für die Info!
Ich habe mich jetzt aber entschieden, solange die “Verschlimmbesserungsfunktion” in der jetzigen Form existiert und wie in diesem Fall auch großflächig (im Detail ungeprüft?) auf fremde Wege angewendet wird, erstmal alle Wege in der vereinfachten Form stehen zu lassen.
Das endet sonst schlimmstenfalls in einer Endlosschleife und dafür ist mir meine Zeit einfach zu schade.

Vielen Dank an alle für die Antworten
mEIN

P.S.
Gibt es diesen Tag schon?
VerschlimmbesserungsfunktionZumDrittenMalAufDiesenWegAnwenden=NO :-))