Habe einige Fragen und würde gerne ein Meinungsbild bekommen.
Kontext. Bin am Mittwoch auf der Caravan Messe Düsseldorf und stelle OSM vor, speziell OSM - Wandern - Tourismus .
Die Fragen “könnten” gestellt werden.
• Wie sind deine Erfahrungen mit OSM-Neulingen? Ein Ansatz ist, dass Neulinge aus Forst, Tourismus und Naturschutz die Community mit Notizen und Fragen um Hilfe bitten können. Klappt die Kommunikation mit solchen Anfragenden?
• Änderungen in OSM werden sofort weltweit veröffentlicht. Bei den Neulingen ist uns im Projekt deshalb großer Respekt vor OSM aufgefallen. Deshalb: Muss man vor OSM „Angst“ haben?
• Welche Unterstützung wünscht sich die OSM-Community von Akteur*innen aus Forst, Tourismus und Naturschutz? Was können Forst, Tourismus und Naturschutz der OSM-Community bieten?
• Wie könnte komoot und outdooractive (sind vor Ort) die OSM-Community unterstützen? Liste von Tags, die ausgewertet werden?
Das kommt auf den Kommunikationskanal an. Hier im Forum gibt es Hilfe “ohne Ende”. Aber trauen sich die Fragenden auch ins Forum?
Ja, da OSM sehr komplex ist.
Schwer zu beantworten, konkret fällt mir da nichts ein.
Meines Erachtens können die komoot- und outdooractive-User in erste Linie mit Hinweisen unterstützen. Zum Beispiel zu Objekten die es entgegen der Karte nicht mehr gibt oder die fehlen.
BTW: Vor Kurzem habe ich einen Weg gelöscht den es schon seit Jahren nicht mehr gibt. Die Anwohnerin hatte sich diesbezüglich an komoot gewandt (Probleme: Nutzung des Privatgrundstücks und öffnen von Gattern durch etliche komoot-Nutzer) und nur die Antwort bekommen: “Dafür wäre man nicht zuständig.” Die Korrelation zu OSM ist in der Bevölkerung wenig bekannt. Die Anwohnerin kannte OSM auf jeden Fall gar nicht.
Ich würde hier ganz offen den Interessenkonflikt thematisieren. OSM bildet die Welt ab, wie sie ist, und das kann durchaus mal etwas anderes sein, als Forstleute und Tourismusbüros gern hätten:
Ein Wanderweg ist erst weg, wenn er weg ist, und nicht wenn „da keiner mehr langgehen soll“
Eine Route ist eine Route, wenn da Schilder hängen, und nicht, wenn das so in Prospekten unter Copyright so steht
Wenn der Weg einen Namen hat, muss da ein Schild stehen. Es reicht nicht, dass da einer langgegangen ist und dann entschieden hat, dies sei der preisgekrönte „Goldene Trampelpfad Mittellandkanal II“
Wir haben keine andere Mission als Geodaten. Wir sind nicht zuständig für Naturschutz, Besucherleitung, Mobilitätswende und Umwelt.
Ich fände daher das „richtige Feeling“ für’s editieren erstmal viel wichtiger als dass man sich bei Attributen vertut, das ist alles korrigierbar.
Was ich mir wünsche?
Daten.
Die Forstleute kennen ihr Wegesystem. Die Tourismusleute die Kioske und Imbisse. Die Verkehrsleute die Parkplätze. Wir dürfen das oft nicht kopieren wegen der Lizenz, wenn die das selber beitragen wäre das doch super.
Sowohl in Deutschland wie auch in der Schweiz gibt es schon seit Jahren Kontakte mit den jeweiligen Verbänden und Organisationen (auch mit den App Anbietern, d.h. Komoot, Outdooractive etc (Achtung Outdooractive ist eher ein Wackelkandidat bez. OSM)). Gefressen haben wir noch keinen.
Sinnvoll (wegen Konfliktpotential) ist darauf hinzuweisen, dass wir keine vernünftige Auswertung der Daten durch Apps erzwingen können, wir aber versuchen die Realität möglichst gut abzubilden, so dass die Apps auch sinnvolle Vorschläge machen können.
Gibt es Probleme oder weitergehende Fragen, am besten sich in Deutschland an die FOSSGIS, in der Schweiz an die SOSM und in Österreich an die OpenStreetMap-AT wenden. Alle drei sind die jeweiligen lokalen Vertreter der OSMF und haben jahrelange Erfahrung und können in zumindest die richtigen Kontakte herstellen.
Datenvandalismus (gewollt oder ungewollt) der behördeneigenen Daten war und ist in meiner Zusammenarbeit mit der öffentlichen Verwaltung stets ein Thema. Das Thema Datenschutz umfasst auch die Tatsache, dass Änderungen im eigenen Profil nachverfolgbar sind.
Man muss sich bewusst sein, dass wir OpenStreetMap in unserer Freizeit bzw. ehrenamtlich bearbeiten. Für Angestellte von Behörden ist das deren Vollzeitjob und jede zusätzliche Aufgabe schreckt im ersten Moment alle ab. Hilfreich ist Aufklärungsarbeit über die Vorteile, die sich aus deren Zeitinvestment ergeben können.
Open Government Data mit OSM-kompatibler Lizenz
Die Bilder aus der TrailView-Funktion und der Highlights-Funktion wären spannend, wenn man sie verwenden dürfte. Aber auch deren Popularity-Routing-Daten bzw. Telemetrie-Daten (vgl. Strava Heatmap) würden einen Mehrwert bieten.
Aber auch ganz klassisches Sponsoring ist relevant, wobei mindestens komoot bereits Gold Corporate Member der OSMF sowie Sponsor der FOSSGIS Konferenz 2025 ist.
Organisation / Sponsoring von Mapathons, direktes Teilen von Fehlerhinweisen, Bereitstellung von Entwicklerkapazitäten für OSM-Tools (Photon von komoot als Beispiel), Freigabe von POI-Daten (sofern dies aus den Highlight-Categories hervorgeht) sowie die aktive Kommunikation, dass sie OpenStreetMap für deren Daten verwenden (klassische Pressearbeit).
Die Freigabe der von den Nutzenden hochgeladenen Bilder und Textkommentare als Informationsquelle – im Falle Komoots sowohl die Trail-View- als auch die Highlight-Fotos und die Highlight-Kommentare – kann helfen, fehlende Attribute z.B. an Zugänglichkeit und Bauform von Unterständen oder die Schwierigkeitsklassifikation von Wegen (highway=path ohne weitere Tags kann alles Mögliche sein) zu ergänzen.
Hier sollte man aber auch betonen, dass OSM keinen Einfluss darauf hat, wann die aktualisierten Daten wirklich beim Endnutzer ankommen. Insbesondere wenn man nicht osm.org selbst nutzt, sondern den Umweg über eine App geht kann es lange dauern bis man die neuen Daten sieht. Das dauert irgendwas zwischen Minuten (Carto, Zeit zum rendern der neuen Tiles mit berücksichtigt), über Stunden (OSMand Live updates), und Jahre (Pokemon GO) bis hin zu gar nicht (OSMand lädt neue Karten AFAIK nur runter, wenn man die Download manuell anstößt).
OSM hat ja auch das Problem, dass es jeder nutzt, aber niemand kennt es. Bei Outdooractive und Komoot wissen viele ja noch, dass da OSM drin steckt. Aber dass selbst die Tagesschau, der ADAC oder Apple Maps ganz oder teilweise OSM nutzen weiß so gut wie niemand.
@herr_taschenbier und, wie waren die Gespräche mit den verschiedenen Akteuren? Ich, und vermutlich auch einige andere, freuen sich über einen kurzen zusammenfassenden Bericht.
Das Event wurde vom Deutschen Wanderverband organisiert und stand unter dem Motto Wissens-Hub „Outdoornavigation“.
Zum Auftakt wurden neue Zertifikate „Wanderbares Deutschland“ vergeben. Anschließend folgten fünf Fach-Slots à 20 Minuten:
DWV-Projekt Waldwegweiser – Intro & Interview mit Hanne Hermann und Michael Neugärtner
OpenStreetMap – Freie Community-Daten für Outdoor-Apps (Marc Gehling, OSM-Community)
komoot – „Komoot für Vereine, Touristiker & Reisende: Gemeinsam die besten Touren entdecken und gestalten“ (Maximilian Seidl, komoot)
Outdooractive – „Intelligenter Reiseführer – mit KI, Kontext und Community“ (Hartmut Wimmer, Outdooractive)
SummitLynx – „Wandernadeln 2.0 – Mit Gamification Gäste motivieren, binden und lenken“ (Peter Höflehner, SummitLynx)
Im Anschluss gab es eine offene Fragerunde auf der Bühne sowie Beratungstische für den fachlichen Austausch.
Eindrücke aus den Gesprächen
Der Wanderverband nutzt OSM aktiv und fördert auch innerhalb seiner Mitgliedsorganisationen den Einsatz und die Pflege der Daten.
Dazu bietet er ein OSM-Tutorial zum Download unter: https://www.wanderverband.de/waldwegweiser/openstreetmap sowie zusätzlich einen Online-Kurs auf einer Lernplattform für Mitglieder an. Insgesamt sehr offen für weitere Zusammenarbeit mit der OSM-Community.
komoot (M. Seidl): Nach meiner Einführung in OSM ging er stark auf die Nutzung von OSM-Daten bei komoot ein. Er ist an weiterem Austausch interessiert.
Outdooractive (Wimmer): OSM spielt dort eher eine Nebenrolle – Zitat: „Wenn wir keine Daten aus einem Gebiet haben, nehmen wir OSM.“ Schwerpunkt war die Plattform als B2B-Lösung für die Tourismusbranche mit KI/AI-Features. Erwähnt wurde außerdem das Projekt „Digitize the Planet“, eine Geodatenbank (Koordination über einen Verein, Hauptakteur Outdooractive), die Naturschutzdaten sammelt und über eine API bereitstellt.
Mit Outdooractive und SummitLynx ich keine Gelegenheit mehr zum Gespräch.
Freut mich zu hören, dass der Deutsche Wanderverband nun auch “aktiv” OSM nutzt. Als ich vor einem Jahr meine Schulung zum Bestandserfasser für Qualitätswege Wanderbares Deutschland gemacht habe, meinte sogar der relativ junge Trainer, dass der DTV in vielen Bereichen noch ziemlich altbacken sei .. so soll die Bestandserfassung eines Weges am besten auf einer ausgedruckten DTK10 erfolgen.
Bei komoot hätte mich interessiert, wie es dort nach der Übernahme (wirklich) weiter geht.
Und Outdooractive, nun ja, als Wanderwegewart in Thüringen, v.a. Thüringer Wald, ist das in der Tat “die” Plattform, um das touristische Inventar zu erfassen und zu pflegen .. natürlich nur als kleiner Teil von dessen, wie es die Touristiker nutzen.
Ich kenne beide Welten. Mappe seit 2010 bei OSM und bin im Naturschutz tätig. Ich habe ein paar allgemeine Beobachtungen, die nicht speziell deine Fragen betreffen.
Die Kommunikation ist nicht immer einfach. Aus Sicht des Naturschutzes ist der Fakt, dass jeder kleinste Weg eingetragen werden kann/wird durchaus problematisch. Einserseits werden dadurch auch kleine Wege stärker frequentiert. Teilweise werden dann auch aus Wildwechseln pfade fur Menschen. Dadurch kommen mehr Leute auch in sensible Bereiche. In der Zwischenauswertung eines Projektes konnten wir zB sehen, dass Wildtiere die Wege noch 2h vor und nach den ersten/letzten Wanderern mieden.
Dabei ist nicht immer nur die pure Existenz ein Problem, sonder oft vorallem auch die Darstellung in den apps. So werden gesperrte Wege werden in den beiden großen in Deutschland genutzten outdoor apps (outdoor active und komoot) oft wenig aussagekräftig dargestellt. Besonders in Komoot sind Wegsperrungen praktisch unsichtbar. Es gibt nur eine mini schwarze Sperrscheibe mit großen Abständen dazwischen. Vor Ort werden dann Schilder oft ignoriert, weil wenn Mann einmal da ist, dreht man oft nicht einfach um.
Immerhin beim routing werden die Einschränkungen beachtet.
Hier wäre es hilfreich, wenn die apps Einschränkungen geeignete darstellen. Flächenbetretungsverbote werden zB bei keiner der beiden angezeigt. Alltrails in den USA hat durch Kooperation mit Nationalparks und OSM bisher die beste Darstellung.
In Deutschland gibt es mit da bei etwas ähnliches mit digitize the planet. Leider hatte ich da das Gefühl das mehr über als mit OSM gesprochen wird.
Teilweise sind in den apps auch wichtige Funktionen auch hinter der paywall. Leute die dann nur die Basisversion nutzen (was sicherlich einige sind), wissen die zB nicht, dass der Weg den sie da gehen wollen nicht offiziell ist oder sogar ein anspruchsvoll/gefährlicher Bergweg.
Ich kann aber auch bestätigen, dass OSM Karten auf Grund ihres Detailsgrades durchaus auch gern im Naturschutz genutzt werden
Zumindest ist die Darstellung gesperrter Wege sehr minimalistisch. Im Vergleich zu einer Baustelle fällt dies besonders auf, vor allem auch bei unterschiedlichen Zoomstufen. Okay, Komoot zeigt kein sichtbares Zoomlevel an. Hier ist eine Situation mit Verbot und Baustelle nebeneinander zu sehen. In der Legende wird “50 m” angezeigt:
Warum sind jetzt Baustellen mit highway=construction soviel prominenter dargestellt im Vergleich zu einem access=no?
(Es ist übrigens egal ob es ein construction=trunk wie hier oder ein construction=path in OSM ist, die Darstellung von Baustellen ist in Komoot offensichtlich einheitlich.)
Vielleicht magst du hier noch erläutern, wie ihr OpenStreetMap verwendet, ob nur als Kartengrundlage oder weiterführend als POI Lieferant, und ob das nur lesend oder auch schreibend passiert.
In diesem Forum war ich bisher tatsächlich noch nicht unterwegs. Im OSM-Slack (osmus.slack.com) bin ich schon länger dabei und auch eine Weile Mapper (2008) oder zumindest hin und wieder aktiv.
Wie verwenden wir bei SummitLynx OSM?
Wir haben eine weltweite Datenbank an Zielen und die kommen zum Großteil von der OSM (Gipfel → natural=peak, alpine Hütten → tourism=alpine_hut und Übergänge → natural=saddle). Das ist nur lesend. Wenn wir von Usern oder Regionen Meldungen zu neuen Zielen bekommen, haben wir die anfangs in der OSM nachgetragen. Mittlerweile sind die Ziele in der OSM aber immer vorhanden und deswegen ist das nicht mehr notwendig. Prozess ist da aber keiner dahinter.
Verwenden wir eine OSM-Karte von Maptoolkit (www.maptoolkit.com). Für die ich übrigens auch arbeite. Randnotiz: Bei Maptoolkit haben wir auch das 3D-Terrain in MapLibre umgesetzt.