Flussdelta - wie wirds korrekt gemappt?

Hallo,

ich möchte ein ausgedehntes Flussdelta mappen, bin mir aber nicht sicher wie ichs korrekt umsetzen soll. Das Delta hat viele Wasserwege bzw viele Inseln und Inselchen mit Wasserläufen dazwischen.

Entweder erstelle für ich die maximale Ausdehnung des Flusslaufes ein/mehrere Polygon(e) die als waterway riverbank getaggt werden. diese könnte in ein multipolygon als outer. alle Inseln dann als natural=land und inner in der Relation.

Oder aber ich lege den Hauptstrom und die Nebenströme als einzelne Polygone - waterway=riverbank an, die dann auch wieder gemeinsam in eine relation als outer kommen? Inner gäbe es dann nur für kleine Inselchen in den Flussläufen, größere Inseln wären bei dieser Variante einfach die Hauptlandmasse und von meinen riverbanks umgeben.

oder ist beides richtig, und ich kann es mischen wie es sinnvoll erscheint?

danke schonmal
grüße
Stil

Es wäre nicht schlecht, das Flussdelta zu kennen, um das es geht. Denn das optimale Vorgehen hängt auch vom Verhältnis Land- zu Wasserfläche, der Komplexität der Flächen und der Größe der sich ggf. ergebenden Polygone ab. Daher erst mal ganz allgemein:

Rein von der OSM-Theorie zu “komplexen Multipolygonen” wären nach dem vielfach zitierten Motto “Wir Mappen nicht für die Renderer” beide Methoden, sogar kombiniert, möglich. Sinnvoller ist es hier aber wohl doch, die Grenzen der Renderer zu berücksichtigen.

Multipolygone bestehend aus EINEM AUSSENpolygon mit VIELEN INNENpolygonen stellen kaum noch ein Problem dar. Es ist also sinnvoll, ein Delta mit vielen kleinen Inseln mit Hilfe einer “Riverbank” als Außenpolygon und den einzelnen Inseln als Innenpolygone umzusetzen. Auch 70 oder mehr Inseln bzw. Innenpolygone sollten keine Probleme mehr machen (zumindest gibt es um umgedrehten Fall bei Wäldern mit mehr als 70 Lichtungen, Seen bzw. Innenpolygonen kein Probleme mehr). Die Innenpolygone sollten aber keine Verbindung mit dem Außenpolygon haben bzw. sich keine Randabschnitte mit jenen teilen, also in Deinem Fall keine Halbinseln bzw. Landspitzen sein. Solche sollte man lieber komplett außerhalb des Multipolygons lassen.

Das Dummy-Tag natural=land bei einem Innenpolygon zu verwenden, ist inzwischen überflüssig und nicht mehr sinnvoll. Wenn das Innenpolygon nicht als eine bestimmte Fläche wie landuse=forest, natural=scrub, … getaggt werden soll, erhält es einfach gar kein Landflächen-Tag und ist dadurch automatisch eine Landfläche unbekannter Beschaffenheit.

Ab einer gewissen Größe des Außenpolygons kann es allerdings Probleme beim Rendern geben. Da die Renderer kachel- bzw. bereichsbasiert arbeiten, kann das Polygon dann “übersehen” werden. Spätestens bei Polygonen mit mehr als 10 x 10 km² Größe sollte man sich Gedanken machen, das auf zu splitten.

Rein theoretisch (s.o.) wäre es möglich, so etwas als ein einziges Multipolygon mit mehreren direkt nebeneinander oder sogar getrennt voneinander liegenden Außenpolygonen umzusetzen. Dies ist für die Renderer aber kaum vernünftig interpretierbar. Daher sollte man meiner Meinung nach von Multipolygonen mit MEHREREN AUSSENpolygonen Abstand nehmen (und wenn man Mailing-Liste und Forum grob folgt, sehen das auch die meisten anderen so). Stattdessen nutzt man dann einfach mehrere Multipolygone nebeneinander, die jeweils aus einem einzigen Außenpolygon und den Inseln im jeweiligen Gebiet als Innenpolygone bestehen. Man sollte also darauf verzichten, das Ganze miteinander zu einem einzigen “Super-Multipolygon” mit mehreren Außenpolygonen zu verbinden.

Außerdem kann durchaus sinnvoll sein, wichtige und/oder große Objekte aus dem Multipolygon bzw. den Multipolygonen herauszunehmen. Wenn Du z.B. eine große Insel hast, auf der eine wichtige Stadt liegt, die ggf. eigene komplexe Multipolygone enthält, sollte man die Konstruktion nicht noch zusätzlich dadurch verkomplizieren, dass die große Insel/Stadt ein Innenpolygon in einem “Riverbank”-Außenpolygon ist. Das führt nur zu komplizierten, großflächigen und fehleranfälligen Verschachtelungen, die ganz schnell von anderen aus Versehen kaputt gemacht werden. Dann sollte man die Stelle lieber z.B. mit zwei (oder mehr) einzelnen “Riverbank”-Multipolygonen links und rechts der Insel umsetzen, die sich ansonsten an einer Schnittkante berühren.

Also, wie Du aus obigen siehst, eine exakte immer gleiche Vorgehensweise gibt es nicht. Es bleibt Dir überlassen.