Feuerwehren genauer - Stellplätze, Tore, Ausfahrten

Hallo, bei Feuerwehren oder anderen Einsatzkräften gibt es in der Regel Stellplätze die zum Abstellen der Fahrzeuge vorgesehen sind, in Hallen abgestellt, gibt es Tore, die bei einem Einsatz geöffnet werden und die Einsatzwägen dann ausfahren und auf einem highway=service oder direkt nur über den Hof auf einer öffentlichen Straße landen. Auf manchen öffentlichen Straßen auf die dann die Einsatzwägen ausfahren gibt es dann bspw. auch Hinweisschilder oder sogar Ampeln, die die Ausfahrt für die Einsatzkräfte erleichtern sollen.

Nun frage ich mich, ob man all das auch irgendwie erfassen kann, erfassen soll, etc. Denn bei einem Gebäude weiß OSM ja erst mal nicht wo die Einsatzwägen stehen und dann ausfahren und auf welche Straße sie dann direkt stoßen. Gibt es dafür schon ein Taggingschema das sie auf diese emergency-Einsätze bezieht?

Der Nutzen wäre dann bspw. dabei, dass man gewarnt werden kann wo so etwas passieren kann, selbst wenn man nicht vor Ort durch Schilder darauf hingewiesen wird. Das Routing für die Rettungskräfte könnte so vielleicht optimiert werden (wenn so auch sicherlich nur im kleinen Maßstab) oder für Simulationen genutzt werden. Oder für die Leitstellenspiele.

Sehr gute Frage!

Da hab ich mal ein schnelles Beispiel:

Diese Ampel schaltet auf Anforderung der Feuerwehr Rettungswache 1 in Köln auf Rot, um beispielsweise diesen Rettungsweg, der nur für die FW erlaubt ist, freizuhalten. Wie taggt man das besser?

Ohne die Frage jetzt kritisieren zu wollen: Meiner Meinung nach braucht das kein Fahrer einer Feuerwehr - oder die betreffende Feuerwehr sollte besser üben, wenn sie für das Routing zum Einsatzort schon ein Navi bei der Ausfahrt benötigt :->
Und Navis, die einem das ganze Denken abnehmen (“Vorsicht! Hier könnte eine Feuerwehr von rechts ausfahren!”) lenken wahrscheinlich eher ab. Wer einen solchen Hinweis braucht, der sollte darüber nachdenken, seinen Führerschein zurückzugeben. Das Blaulicht müsste doch als Warnung reichen. Zu Übungszwecken gilt auch für die Feuerwehr die StVO.
Die Ampel kann man aber auf jeden Fall eintragen. Das macht man ja auch bei anderen Bedarfsampeln, die die meiste Zeit einfach nur so herumstehen.

+1

Dazu mal noch eine thematisch passende Frage: Gibt es schon ein Tagging für Ausfahrten oder Parkplatzbereiche (abseits des Feuerwehrgebäudes, in normalen Wohngegenden), die man ständig für die Feuerwehr freihalten muss? Das gibt es z.B. hier, sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausfahrt zur Schillerstraße.

access=no, emergency=yes

http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:access unter “nach Nutzung”

Ah ja, danke! Für einen nicht verwendbaren Parkplatz ist das super.

Aber für eine Zufahrt zu Parkplätzen, wenn es wirklich nur um die freizuhaltende Zufahrt geht? Anlieger dürfen die Zufahrt ja benutzen, nur nicht dort parken. Irgendwie fehlt mir da die Idee zur Lösung, wenn man kein extra Node eröffnen will (oder geht das nur mit Node?) :roll_eyes:

http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:parking:lane

no_parking (Parkverbot)

no_stopping (Halteverbot)

Perfekt - danke!

traffic_signals=emergency ergänzen. Wundert mich etwas, dass das bisher niemand empfohlen hat.

Apropos Feuerwehr: Bei der SOTM US 2016 gab es den Vortrag Beyond fire hydrant location what firefighters need to know.

Was ich daraus gelernt habe: Nach Hydranten sind zumindest nach Meinung des Referenten v.a. Öltanks für die Feuerwehr interessant. An Krankenhäusern stehen scheinbar auch oft Tanks mit flüssigem Sauerstoff. Ich nehme an, dass so etwas dann ähnlich einzustufen ist. Auf größeren Firmengeländen gibt es übrigens auch oft private Hydranten.

Zur Qualitätssicherung bei Hydranten versuche in seit einiger Zeit, jeweils vom Hydranten und Hydrantenschild Fotos auf Mapillary hochzuladen und in OSM zu verlinken. (Beispiel) Das kann man dann so sehen wie Einzelnachweise in der Wikipedia. Und wenn bessere Luftbilder verfügbar werden (in meiner Stadt schon passiert) kann die Position anhand der noch vorhandenen Fotos nachgebessert werden.

Die Arbeit könnt ihr euch sparen, zumindest für den deutschsprachigen Raum. Objekte, die entweder die entsprechende Größe, oder aber ein besonderes Gefahrenpotential besitzen, sind verpflichtet in regelmäßigen Abständen (i.d.R. alle 5 Jahre, mittlerweile meist als PDF und auf Papier) einen detaillierten Plan an die zuständige Feuerwehr zu liefern. So genau wie alles darauf dargestellt ist, wird es niemals bei OSM eingepflegt werden können, deswegen wird auch keine Feuerwehr OSM für diesen Anwendungsfall nutzen. Ein Übernehmen der Informationen aus den Plänen in OSM wird i.d.R. übrigens nicht möglich sein.

Wer sowas zum eigenen Spaß mappen will kann das natürlich tun, aber einer Feuerwehr helft ihr damit nicht.

Viele Grüße,
Christoph

Danke!

Da dürfte allerdings gelten was sonst fast überall bei OSM auch gilt: Mehr oder weniger alle Daten, die man bei OSM erfasst, sind schon irgendwo in irgendwelchen Geodatenbanken, Plänen o.ä. vorhanden. So z.B. auch Straßen, Gebäude und Hydranten. Insofern könnte man denken, dass OSM eigentlich komplett überflüssig ist.

In der Realität sind diese Datenbanken und Pläne aber nicht allgemein zugänglich und in diversen, inkompatiblen Formaten, so dass OSM eben doch eine große Hilfe sein kann.

Beispiel: Die DB hat natürlich über alle ihre Anlagen, Bahnhöfe, Gebäude etc. detaillierte Pläne. Aber eben teilweise auf Papier oder in verschiedensten Formaten irgendwo. Deshalb interessiert sich die DB für Open Data und OSM um schnell an ihre eigenen Daten kommen zu können.

Speziell für die Feuerwehr ist ein großer Vorteil bei OSM: Es werden sehr schnell und umsonst verschiedenste Geodaten in einer großen Datenbank erfasst und sind allgemein zugänglich. Beispielsweise auch private Hydranten oder Hydranten leicht über der Stadtgrenze.

Für die Feuerwehr interessant sein dürften z.B. auch:

  • Basics wie Straßen, Wege, Plätze, Gebäude mit Adressen, Krankenhäuser, Kindergärten, Tankstellen…

  • Gasleitungen, Hochspannungsleitungen u.ä.

  • diverse Details von Gebäuden – Ist es Wohnhaus? Mehrfamilienhaus, Einfamilienhaus? Wieviele Stockwerke? Höhe? Wo sind die Eingänge? Fachwerkhaus o.ä.? Eigentümer? Foto? Baudenkmal?

Für Hydranten gibt es natürlich Hydrantenpläne, v.a. auf Papier, oder einen Datensatz mit den Koordinaten. Es gibt aber meines Wissens nach keine mobile App für diese Daten und wenn doch dann bekommt sie sicher nicht jede/r Feuerwehrmann/frau auf das private Telefon. In diesen Plänen dürften auch private Hydranten von Firmen und die Hydranten der Nachbarstädte nicht enthalten sein. Und wenn mal wieder ein Hydrant überasphaltiert wird bleibt er natürlich in den offiziellen Plänen. Ich habe in meiner Stadt schon diverse Fehler anhand von Hydrantenschildern gefunden. Und das obwohl die freiwilligen Feuerwehren angeblich jährlich alle Hydranten abfahren und nach eigener Auskunft natürlich “ihre” Hydranten kennen würden.

Zitat Henry Ford (angeblich):

Ich habe ja gar nicht gesagt, dass die Feuerwehr nichts mit OSM anfangen kann. Ich selbst habe schon viel mit OSM für die Feuerwehr gemacht, was auch an den regelmäßigen Beiträgen in diesem Forum hier zu Feuerwehr-Themen zu sehen ist. Darunter Hydrantenpläne, Rettungspunkte, und zuletzt Erreichbarkeitsanalyse.

Dass OSM eine große Hilfe für die Feuerwehr ist steht außer Frage.

Aber bei Plänen zu besonderen Objekten, in denen Tanks mit Gefahrstoffen o.ä. eingezeichnet werden, wird sich ein Einsatzleiter niemals auf Pläne aus OSM verlassen, wenn er stattdessen geprüfte, aktuelle Pläne hat auf die er sich verlassen kann. Da gibt es auch nicht viele verschiedene Informationsquellen, aus denen Daten zusammengeführt werden, sondern nur diesen einen Plan. Und der ist so weit genormt, dass soga Farben und Symbole exakt vorgeschrieben sind.

Ok. Es kann natürlich sein, dass das auch immer so bleibt aber es kann auch sein, dass es in ein paar Jahren wichtige weitere Entwicklungen aus dem OSM-Umfeld für die Feuerwehr geben wird. (Ich bin übrigens Feuerwehr-Laie.)

OSM muss z.B. nicht für alle Ewigkeiten so aussehen wie es die meisten Leute von der Standardkarte kennen. Es gibt ja z.B.Entwicklungen wie 3D oder Innenräume und es können viel mehr Detaildaten erfasst werden als z.Z. auf irgendeiner Karte dargestellt werden. Es könnte auch jederzeit jemand spezielle Apps für die Feuerwehr schreiben. Schon jetzt hat jede/r Feuerwehrmann/frau mit dem Smartphone einen ziemlich leistungsfähigen Rechner mit Internetzugang in der Tasche. Vielleicht werden in ein paar Jahren auch Head-up-Displays mit Augmented Reality bezahlbar, die z.B. Öltanks erkennen und den Feuerwehrleiten Daten dazu im Display darstellen. Es würde dann mit den Daten gearbeitet werden, die schnell und billig zur Verfügung stehen, und das würden v.a. OSM-Daten sein. Der Einsatzleiter würde dann vielleicht nochmal die staubige Karte mit den fünf Jahre alten Daten rausholen, aber genutzt werden würden andere Daten.

Zur Verdeutlichung warum ich so denke führe ich mal zwei Beispiele an wie sich unsere städtische Feuerwehr bisher bezüglich “neuer” Technik verhalten hat:

Bei uns wollte die Feuerwehr jahrelang digalen Funk haben. Vor kurzem haben sie dann auch tatsächlich TETRA bekommen und sind damit jetzt technisch auf dem Stand der Mobiltelefonie von Anfang der 1990er Jahre. Wäre ich Feuerwehrmann würde ich mir veralbert vorkommen angesichts dieser hoffnungslos veralteten, aber teuren Technik im Vergleich zu den Smartphones mit schnellem Internetzugang, die heute jeder in der Tasche hat. Aller Voraussicht nach wird sich TETRA auch nicht weiterentwickeln.

Als nächstes fordern sie neue Sirenen (die hier fast alle in den 1990er Jahren abgebaut wurden). Und das obwohl es inzwischen Entwicklungen wie NINA gibt. Natürlich hat die Berufsfeuerwehr weder Facebook-Seite noch Twitter, über die sie schnell warnen könnte. (Beim Amoklauf in München hatte sich ja Twitter sehr bewährt.) Heute gab es eine Bombenentschärfung in der Innenstadt und eine Evakuierung weiter Teile der Innenstadt war möglich. Die Stadt hat aktuell lediglich über ihre Homepage berichtet, nicht mal über Facebook. (Twitter haben sie nicht.)

Bei OSM ist obwohl schon viele Daten vorhanden sind noch sehr viel Luft nach oben und die Entwicklung findet ja auch schnell statt. Es ist nur die Frage wann die Feuerwehren das erkennen.

Viele Außenstehende, die nicht selbst bei der Feuerwehr sind, verstehen die Arbeitsweise der Feuerwehr nicht. Das trifft besonders auf die IT-affinen Menschen zu, also genau diejenigen die hier bei OSM versammelt sind, aber soll auch nicht gar nicht negativ gemeint sein. Man muss einfach die Feuerwehren verstehen. Das sind einfach Berufs-Pessimisten, weil die Feuerwehr erst dann kommt, wenn eine gewisse Anzahl von Sicherheitsmechanismen versagt haben, denn sonst wäre ja nichts passiert. Feuerwehren verlassen sich meist auf einfache, robuste Technologien, und die Nutzung von IT-Unterstützung ist noch relativ wenig verbreitet. Es müssen einfach Informationsmittel sein, die auch unter schwierigsten Bedingungen funktionieren.

Nehmen wir einfach mal das Thema Internet-Verbindung (ohne die heutzutage ja meist nicht viel geht): irgendwo beim Waldbrand zwischen den Bäumen ist oft gar kein Netz vorhanden, und damit der Online-Zugriff nicht möglich. Das Gleiche passiert bei Einsätzen von Bedrohungslagen zusammen mit der Polizei (also wenn irgendwo ein herrenloser Rucksack gefunden wird o.ä.), da wird von der Polizei einfach im Umkreis das Handy-Netz abgeschaltet (damit kein Sprengsatz mittels Handy gezündet werden kann). Und wieder ist der Empfang weg.

Weitere Beispiel:
Wenn da auf eine Sammlung von Daten zurückgegriffen wird, muss diese vollständig und einheitlich sein. Auf eine OSM-Karte, wo mal einer in einem Stadtteil angefangen hat die Hydranten zu erfassen, wird sich da keiner verlassen.

Feuerwehren sind sehr konservativ, und das einfach aus der eigenen Erfahrung.

Na ja, der Digitalfunk ist so ein ganz spezielles Thema. Das hat die Feuerwehrwelt auch in zwei Teile gespalten. Dass TETRA eine Technologie ist, die schon bei der Einführung veraltet war, ist in der Fachwelt gut bekannt. Aber dran ändern hätte man auch nichts können. TETRA wurde (bzw. wird, viele haben es immer noch nicht) bundesweit eingeführt, und dagegen wehren kann man sich auch nicht. Ebenso wenig wie man sich eine Alternative mit besserer Leistungsfähigkeit aussuchen könnte. Allerdings ist TETRA um Längen ausfallsicherer als das Mobilfunknetz (siehe oben).

Auch ein schwieriges Thema. Doch da muss man auch die Verantwortlichen verstehen. Apps und Twitter, Facebook, etc. können immer nur ein Zusatz sein. Man kann nicht nur die technisch versierten Menschen informieren, sondern muss das für alle tun. Und irgendwelche Rentner erreicht man über die neuen Technologien halt eher nicht. Daneben muss man auch beachten, dass z.B. bei einem Stromausfall nach wenigen Stunden die Notstromversorgung der Mobilfunk-Stationen zusammenbricht (das Internet daheim ist ja sofort schon weg). Und dann erreicht man keinen mehr. Sirenen sind, wenn ich mich recht erinnere, für 48 Stunden Notstrom-gepuffert, hier ist die Warnfunktion halt umso länger gegeben als bei den normalerweise funktionierenden Wegen (siehe Abschnitt “Berufs-Pessimisten” oben).

Die größte Stärke von OSM ist in diesem Fall auch die größte Schwäche, denn niemand kann garantieren dass die eingetragenen Daten manipuliert werden, und das muss dann auch erstmal jemand merken. Ich denke eher, dass die Feuerwehren den OSM-Datenbestand intern mit Daten anreichern und weiterverwenden, aber die Daten werden sie i.d.R. nicht in die OSM-Datenbank eintragen.

Viele Grüße,
Christoph