Hallo,
lasst uns mal alle einen Gang runterschalten, denn ich habe die Hoffnung, dass aus dieser Förderung am Ende doch noch etwas wird, und das sollte man nicht durch unüberlegte Unfreundlichkeiten schwieriger machen, als es ist.
Ich sag erst mal ein paar einleitende Sachen ganz neutral und ohne Bezug auf den hier diskutierten Förderantrag.
“Open Source” heisst für jeden was anderes. Voraussetzung für “Open Source” ist natürlich erstmal die Lizenz und die Öffentlichkeit - dafür reicht aber ein .tgz-File, das irgendwo auf einem Server rumgammelt, dafür muss es kein sauber gepflegtes Github-Repository sein. Da geht es erstmal darum, dass der oder die Autoren keine “Besitzansprüche” auf den Source geltend machen, dass jeder sich da was rauskopieren kann, wenn er will.
Für ein lebendiges Open Source-Projekt braucht es natürlich weit mehr als diesen “kleinsten gemeinsamen Nenner”; da muss der Code auf irgendeine Art und Weise einer Entwicklercommunity zugänglich sein, da muss es Maintainer geben, die eingereichte Verbesserungen einbauen (oder begründet ablehnen), da sollte idealerweise auch irgendwann ein Zustand entstehen, bei dem das Projekt von vielen Schultern getragen ist statt nur von denen des ursprünglichen Autors - der dafür natürlich auch bereit sein muss.
Bei einem Projekt wie diesem, wo zu der Software noch eine Betriebs-Umgebung dazu kommt, sollte idealerweise auch diese Betriebs-Umgebung von einer Gruppe getragen werden, die sich als Teil der Community versteht und auf Wünsche der Community eingeht; die auch bereit ist, mal einen Kompromiss zu machen, wenn die eigene Vorstellung und die der Community etwas auseinanderlaufen; die sich in die Karten schauen lässt und die Root-Rechte auf einem Rechner nicht benutzt, um anderen den Finger zu zeigen und zu sagen “mach’s halt selbst, wenn es Dir nicht passt”. (Zumindest nicht ständig 
Das wäre der Idealfall - eine Open-Source-Erfolgsstory, und sicherlich in diesem Umfang von kaum jemandem erreicht.
Der schlechtestmögliche Fall wäre es, wenn der FOSSGIS einem engstirningen Administrator oder Administratorenteam einen Server bezahlt, der sich nicht in die Karten schauen lässt, der “Pull Requests” grundsätzlich ignoriert, weil er denkt, dass nur er selbst ein gescheiter Admin oder Programmierer ist, und der den Server so einrichtet, dass sich ausser ihm niemand drauf zurechtfindet; der möglichst auf allem den Daumen draufhält, damit ihm allein der Dank der Massen gebührt, wenn er in irgendeinem Dropdownfeld einen zusätzlichen Eintrag anbietet oder sowas. Wenn die eine Person dann irgendwann die Lust verliert, geht das ganze Projekt den Bach runter.
Wenn nun ein Förderantrag hereinkommt, dann wird der FOSSGIS versuchen, einzuschätzen, wo auf dieser Skala das Projekt landet, und welche Massnahmen man vielleicht ergreifen kann, um den Erfolg des Projekts als gesundes Community-Projekt wahrscheinlicher zu machen.
Der Antrag, der hier gestellt wurde, warf einige Fragen auf - darunter die eventuell einfach ungeschickt formulierte Open Source-Freigabe. Es gibt fast nie einen Förderantrag, zu dem es nicht ein oder zwei kritische Fragen gibt, und das ist auch wichtig - so wird sichergestellt, dass die Spendengelder, die der FOSSGIS zur Verfügung hat, nicht unbesehen mit der Giesskanne ausgeteilt werden. Solche Fragen gehören zum Prozess und bedeuten keine Herabwürdigung des Förderantrags. Diese Fragen hätte man vermutlich leicht ausdiskutieren können.
Im konkreten Fall ergab sich das Problem, dass der Antragsteller kein Vereinsmitglied war und somit keinen Zugriff auf die Vereins-Mailingliste hatte, in der die Anträge diskutiert werden. Der Vorstand (dem ich angehöre) hat hierzu den, wie ich finde, pragmatischen Vorschlag gemacht, den Antragsteller per Cc an den Diskussionen zu beteiligen. Der Antragsteller war damit nicht einverstanden und forderte eine öffentliche Diskussion.
Nun sind wir alle nur Menschen, und wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Der Antragsteller hätte seinerseits pragmatisch sein können und sagen “naja, optimal ist das nicht, aber gut, dann machen wir es halt so”. Stattdessen hielt er an einem Prinzip fest und machte eine Diskussion mit ihm, und das Klären der von FOSSGIS-Mitgliedern aufgebrachten Fragen, so unmöglich (oder zumindest deutlich schwieriger).
Den FOSSGIS-Vorstand hat dieses Verhalten zu einer Ablehnung bewogen, obwohl das Projekt an sich für interessant und förderungswürdig gehalten wurde. Es bestand die Befürchtung, dass jemand, der schon dann, wenn er etwas von anderen will, so kompromisslos und - wenn ich das mal so sagen darf - dickköpfig herüberkommt, erst recht nicht mit anderen zusammenarbeiten können wird, wenn er erstmal der Chef auf dem Server ist.
Ich hoffe, das ist für alle Beteiligten nachvollziehbar. Niemand beim FOSSGIS erwartet, dass ein Antragsteller mit gesenktem Haupt antritt und dreimal “Oh grosser FOSSGIS, bitte gewähre mir…” sagt. Aber ein ganz kleines bisschen muss schon der Wille da sein, die anderen von sich und seinem Projekt zu überzeugen und Fragen sachlich zu beantworten.
Bye
Frederik