Ermitteln Kartenprogramme die richtige Entfernung von GPX-Files?

Hallöchen,
ist zwar ein OSM-Off-Topic, aber da hier genügend Wisser sind, frage ich mal nach.
Ich gehe sehr oft wandern und frage mich, ob denn die Entfernung von GPX-Tracks in den Kartenprogrammen korrekt berechnet wird. Meine Vermutung: Nein. Folgendes Problem:

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       p

Das Bild stellt einen Berg dar :-), und zwar von der Seite. Ich wandere die Strecke links (l wie Länge der Strecke) hoch. h stellt den Höhenunterschied der Wanderung dar. p stellt die Entfernung dar, die man von oben sieht, also wenn man auf eine Karte draufschaut (ist das die Projektion? keine Ahnung…).

Beispiel Locus für Android. Gilt aber auch für andere Programme. Ich lade ein GPX-File für l mit so einem Programm. Das Programm zeigt mir die Länge und Höhe des GPX-Files an. Die Höhe ist bei jedem Programm anders ;-), obwohl Höhendaten im GPX drin sind. Längenangaben sind da nicht drin. Nun die Frage: Zeigt mir das Programm die Länge l oder p an? Meine Vermutung ist p, was aber stark von p abweichen kann. Liege ich da richtig? Ich vermute das auch, da die Längenangabe zwischen den Programmen teilweise überhaupt nicht variiert, im Gegensatz zur Höhe.

Viele Grüße
DerMario

Das hängt vom Programm ab. :wink:

Ich vermute, dass die meisten Programme die Höhe nicht berücksichtigen.

Ist aber nur in den Bergen bei Steigungen über 20% ein Problem.

Eine Steigung von schätzungsweise 250 Prozent wie in der Skizze stellt für mich eine sehr weite Interpretation des Begriffs „Wandern“ dar, aber sei’s drum. Die Kartenmessung sieht natürlich immer nur die Strecke p. Aber wenn die Software über ein digitales Höhenmodell verfügt, kann sie Steigungen in die Strecke einkalkulieren. BRouter habe ich im Verdacht, das tatsächlich zu tun, aber dazu kann Arndt sich eher äußern.

GPS-Höhenmessungen richten sich nach dem WGS-84-Referenzellipsoid und müssen auf deutsche NHN-Höhen erst konvertiert werden. Da gibt es vier Möglichkeiten, von denen zwei ein richtiges Resultat liefern: Es wird gar nicht umgerechnet, es wird bei der Aufzeichnung umgerechnet, es wird bei der Anzeige umgerechnet und es wird beide Male umgerechnet.

–ks

es macht bei realen Steigungen nicht so viel aus, ist eher ein akademisches Problem

Bei 10 % Steigung ( also p =100 m, h= 10m ) ist l = Wurzel ( 100100+1010) = wurzel (10100) ~ 100.5 (m)

Das größere Problem dürfte bei aufgezeichneten Tracks sein, dass scharfe Kurven geschnitten werden und dadurch der Weg kürzer wird.

eben, und 10% ist schon ziemlich viel

Jo, das Bild ist so steil, weil ich nur mit ASCII-Zeichen gearbeitet habe. Weiß nicht, wie ich ein gemaltets Bild einfach so einbinden kann.

Aber ja, ich habe gerade gerechnet. Eine typische Wanderung von 22 km und 1500 Höhenmetern ergibt für l tatsächlich 21,95 km. 50 m ist wirklic akademisch. Hätte ich gar nicht gedacht.
Danke für eure Antworten!

Wobei die Höhenmeter auch von der Auflösung abhängen. Wenn man jeden Kieselstein einbezieht wird es mehr als wenn man nur alle 100m einen Höhenpunkt hat.

Die Höhe messe ich mit meiner Uhr selbst. GPS ist da viel zu ungenau. Die Uhr misst jeden Meter. Klar kann auch der Luftdruck schwanken, welchen die Uhr misst. Aber das sind im Tagesdurchschnitt 5 hPa was ca. 40 Höhenmetern entspricht. Und 24 h laufe ich nie (ich weiß, Warmduscher…). Da ich auch die Differenz zwischen Auf- und Abstieg sehe, lässt sich das gut mitteln.

Einzelne Anstiege können bei einer Wanderung (und danach war gefragt) schon mal 25 Prozent aufweisen. Auf eine Gesamtstrecke von mehreren Kilometern wird die durchschnittliche Steigung unter 10 Prozent liegen, das hielten nur trainierten Athleten einen Tag durch. Insofern ist die Frage schon akademisch, aber sie ist berechtigt und wurde gestellt.

Ich habe dem BRouter mal eine Schwarzwaldwanderung vom Kappler Tal über den Schauinsland nach Steinwasen vorgeworfen. Das sind 540 m Aufstieg. Das Höhenprofil zeigt unten die projizierte Strecke (p) von 7,445 km am Rechtsanschlag, die Gesamtstrecke von 7,566 km versteht sich inkl. Gelände. Verlängerung durch den Anstieg demnach 121 Meter oder 1,62 Prozent.

Im Hochgebirge können es 5 Prozent Streckenverlängerung sein (Zugspitzüberschreitung), aber es ist generell deutlich weniger als man glaubt.

Und nochmal die Antwort auf die gestellte Frage: Kommt auf die Software an.

–ks

OK, 5% ist schon ein Wort. Das könnten dann bei 20 km schon ein Kilometer sein. Und 20 km ist ja eher ein Spaziergang :-).

Jetzt mal noch weiter offtopic: Dass man sich den Höheneinfluss immer zu stark vorstellt, ist ein interessantes psychologisches Phänomen. 100 Meter zu laufen ist kein Problem, 100 Meter zu steigen schon eher. Ein handelsüblicher Fernmeldeturm von 150 m Höhe sieht vertikal schwindelnd hoch aus, aber die 150 m zur nächsten Kreuzung sind gar nichts. Von meiner Wohnung horizontal bis zur nächsten größeren Straße ist es weiter als vertikal bis Normalnull.

Das hat auch mit der Anstrengung eines Aufstiegs zu tun. Bei einem Steigungswinkel von 10° (entspricht 18% Steigung) haben manche Leute schon den Eindruck, mit 45° Steigungswinkel „diagonal bergauf“ zu laufen. Einfach weil es so anstrengt, wenn man’s nicht gewohnt ist. Wahrscheinlich haben nur Dachdecker und Schornsteinfeger mehr Übung darin, so was realistisch einzuschätzen.

Auch die grafischen Höhenprofile bei der Routenplanung oder -analyse sind vielfach überhöht, 1:5 oder gar 1:10, und vermitteln ein vollkommen irreführendes Schnittbild des Geländes.

Heinz Haber baut in seinem immer noch lesenswerten Buch „Lebendiges Weltall“ eine Modellerde von 1 m Durchmesser, um so etwas mal darzustellen. Der Himalaya ist darauf nur als kleine Rauheit spürbar (Mt. Everest 0,69 mm über Meereshöhe und noch weniger über seiner Umgebung).

–ks

Im Hochgebirge. Klar :slight_smile:

–ks

In meinem TrackGuru werden Höhenunterschiede der Vollständigkeit halber mit in die Streckenlänge eingerechnet.

Wie schon weiter oben demonstriert sind die Unterschiede aber minimal. Wesentlich größere Störfaktoren sind Ungenauigkeiten bei der Positionsbestimmung, Ungenauigkeiten bei der Höhenbestimmung bzw. im Höhenprofil und die Verkürzung der Strecke durch diskrete Stützpunkte.

Ergänzend sei noch angemerkt, daß es beim Routing und bei der Auswahl einer Strecke keinen Sinn macht, Höhen über den Pythagoras als Streckenverlängerung einzurechnen. Der Kraft- und Zeitaufwand für die Überwindung von Höhen ist ein Vielfaches größer, die Faustformel (für Pferde) lautet hier eher daß 100m Höhenunterschied 1-1,5km in der Ebene entsprechen. Außerdem spielt natürlich noch die Steigung eine große Rolle.

Hast Recht, auf Madeira bin ich im Dezember an einem Tag 2400 Höhenmeter gelaufen, runter und die dann auch wieder hoch. Waren nur 22 km. Wenn ich hier im Pfälzer Wald wandere, muss man schon mal 30 km laufen, damit man 1000 Höhenmeter zusammenstoppelt.

Aber das mit der Steigung ist mir auch schon oft aufgefallen. da denkt man, steiler geht es wirklich nicht, macht ein Foto quer zum Hang und staunt am Ende, dass das auf dem Foto gar nicht steil aussieht.

Das GPS Gerät sollte p messen, dann muss **l **immer größer sein als p. In dem Beispiel also 22,05 km.

Meinte ich doch :slight_smile:

Wenn ich mich recht erinnere, gilt in den Alpen als Faustformel zur Planung von Touren 300m Aufstieg / h, vergleichbar also mit den Zahlen für die Pferde.

Ich dachte immer, dass 10% Steigung bedeuten, dass ich auf 100 m Weg 10 m höher komme. Also wenn l 100m lang ist dann ist h 10m.

Es gibt beide Varianten, aber bei 10% macht das eh fast keinen Unterschied.