Barrierefreiheit mit OSM

Mir ist folgendes aufgefallen. Für den Autoverkehr wird an jeder noch so kleinen Kreuzung alles möglich getaggt. Wieviel Fahrspuren es gibt, welche geradeaus, links oder rechts abbiegt, Geschwindigkeiten und und und.

Im Gegensatz dazu finde ich für den Fußgänger und vorallem für den behinderten Fußgänger fast nichts. Für die Überquerung einer Straße gibt es die Möglichkeit einen Übergang einzutragen. Und diesem kann man diverse Attribute mitgeben, die für die Wegplanung von rollifahrenden oder sehbehinderten Verkehrsteilnehmer wichtig sind. Leider habe ich bei mir festgestellt, dass selbst an ampelgeregelten Fußgängerüberwegen diese Attribute kaum genutzt werden. Und an Kreuzungen ohne Ampel oder Zebrastreifen findet man fast nie einen “Nicht gekennzeichneten Übergang” der Auskunft über die Möglichkeiten gibt.

Gibt es dafür Gründe?

:confused:

Du sprichst von der aktuellen Tagging-Situation in der Stadt in der du wohnst oder? Weil entsprechende Tags dafür gibt es ja.

Außerdem, was meinst du mit “Nicht gekennzeichneten Übergang”?

Ja, bitte um Entschuldigung, aber beim Editieren ist “Meine Homzone” verlorengegangen. :roll_eyes:

crossing=unarked
Also Wege an Straßenkreuzungen, an denen Fußgänger die kreuzende Straße überqueren müssen und wo es weder Zebrasreifen noch Ampel gibt. ALso wahrscheinlich 90% aller “Übergänge”. Und da dort häufig noch keine abgesenkten Bordsteine gibt, sind das kaum zuüberwindene Hindernisse für Rollifahrer.

Es gibt mehrere Gründe dafür, dass in den seltensten Fällen an Kreuzungen die Barrierefreiheit gemappt wird. Ein Hauptgrund ist, dass, im Gegensatz zu den Anfängen von OSM, solche Kreuzungen in den seltensten Fällen noch OTG begangen bzw, überprüft werden. Die meiste Mappingarbeit geschieht heutzutage vom “Sessel” aus. :roll_eyes: Ein weiterer Grund ist, dass nicht alle Mapper wissen, dass solche Keys überhaupt existieren.

Um so was schnell und unkomplizert zu mappen, kann man das über wheelmap.org mappen. Dort steht dann teilweise aber viel Schrott drin. Zum Besipiel ist bei einem REWE-Markt in meiner Nähe vermerkt, dass am Eingang eine 7cm hohe Stufe ist. Jeder Mensch mit GMV wird bemerken, dass das Quatsch ist. Kein Kunde quält sich mit seinem Einkaufswagen über ein solche Stufe.

Wenn ich rollstuhlgerechte Einrichtungen finde, mappe ich sie ganz normal mit dem Editor. Straßen und Kreuzungen sind eher nicht mein Beritt. Und wenn ich so was mappe dann meistens auch nur vom Sessel aus. Deshalb wird man von mir auch selten dort etwas zu diesem Thema finden. Und wenn man so etwas von mir findet, dann heißt es, ich bin dagewesen. :sunglasses:

Wie ich Dir aufgezeigt habe gibt es mehrere Möglichkeiten um mit solchen Tags beizutragen. Also tu Dir keinen Zwang an! :smiley:

Ich verpasse allen Fußgängerüberwegen, die mir unter die Räder kommen, kerb=yes/no/flush o.ä. Bushaltestellen kriegen wheelchair=yes/no. Wenn du mitmachst, sind wir schon zwei :sunglasses:

Auch wenn ich jetzt Äpfel mit Birnen vergleiche:
tactile_paving ~ 1,1 Millionen
turn:lanes + turn:lanes:forward + turn:lanes:backward ~ 1,2 Millionen
Die Nutzung dieser (Beispiel-)Werte für mich jetzt nicht so weit auseinander und auf keinen Fall ‘fast nichts’.
Bei tactile_paving ist zwar mehr als die Hälfte ein ‘no’ :frowning: , zumindest ist es in OSM erfasst :).

Zum anderen hat (fast) jeder Mapper seine eigenen Vorlieben was und in welchem Detailgrad gemappt wird.

Ich erfasse u.a. tactile_paving u.a. an Haltestellen/Kreuzungen/Ampeln. Es ist aber nicht mein Hauptfokus.

Machst Du das nur bei markierten Überwegen, also Zebrastreifen und Fußgängerampeln oder bei allen Stellen, wo man eine Straße überqueren muss, wenn man seinen Weg in gerader Linie fortsetzen will?

bei wieviel “crossing” ? :smiley:

By the way: wie erhält man diese Werte? :expressionless:

:slight_smile:

Theoretisch überqueren kann man die meisten Straßen an jedem beliebigen Punkt. Wenn man unter Fußgängerüberweg jede Stelle versteht, an der die Straße überquert wird, um eine beliebige gerade Linie fortzusetzen, dann bekommen wir im Endeffekt alle 30 Meter einen Fußgängerübergang in OSM – und werden in OsmAnd alle 30 Meter vor einem solchen gewarnt. Das geht nach hinten los, weil dann als erstes jede diese Warnung abschaltet.

Deshalb ist für mich ein Fußgängerüberweg zumindest eine Stelle, wo man nicht nur rübergehen KANN, sondern die ausdrücklich dazu gedacht ist, ob da nun ein Zebrastreifen ist oder eine Mittelinsel oder so was.

Aber die Frage “wann ist ein Überweg ein Überweg” hatten wir vor einigen Wochen erst, wühl mal etwas im Forum rum.

Das habe ich gelesen, aber da ging es um “Überwege im allgemeinen”.

Mir geht es aber um folgendes. Ich gehe auf einem Gehweg, Bürgersteig oder wie man das auch anderswo bezeichnet wird. Irgendwann muss ich eine Straße überqueren, wenn ich diesem Weg folgen will. Und nur darum geht es mir. Was nutzt einem Rollifahrer, wenn er plötzlich dort nicht weiter kommt, weil dort ein hoher Bordstein ist?

Bevor ich jetzt los renne (noch kann ich rennen und muss nicht fahren :frowning: :slight_smile: ), und zig Überwege neu aufnehme, wollte ich folgendes wissen:

Ein Grund könnte ja sein

:confused:

Ich tagge auch nicht jeden abgesenkten Bordstein. Aber wenn irgendwo ein erfasster Fußgängerweg die Straße quert, erfasse ich dort die Barrierefreiheit. Ich habe auch schon separate sidewalks eingemalt (sparsam, denn normalerweise finde ich die kontraproduktiv) um an Kreuzungen, wo ich einen vernünftigen Übergang erwartet hätte aber einen hohen Bordstein finde, letzteren mappen zu können.
Und, was mir besonders am Herzen liegt: Bushaltestellen an Landstraßen werden in meiner Gegend systematisch barrierefrei gemacht, u.a. mit rollitauglichen Zugängen. Die liegen oft etwas versteckt, und man muss an unerwarteten Stellen über die Landstraße. Das ist mir jedes Mal einen path wert mit highway=crossing=unmarked.

Falls OsmAnd einen korrekt erfassten crossing=unmarked behandelt wie einen Zebrastreifen, dann ist das ein Problem, das OsmAnd lösen muss, nicht ich. Wir taggen nicht für den Renderer. Und für die Sprachansage auch nicht.

Und wie teilt man dem Router dieses “hier kann man/hier kann man nicht” mit?

Gerade für Menschen mit Beeinträchtigungen werden viele dieser Stellen schnell unpassierbar oder unnötig schwer passierbar. Das geht leider nur mit Detailmapping. Rollstuhlfahrende möchten wahrscheinlich z.B. zu Stellen geroutet werden, wo auf beiden Straßenseiten jeweils ein abgesenkter Bordstein ist. Zu Fuß Gehenden ist das egal.

Das (abgesenkter Bordstein) wäre für mich eine “dafür gedachte Stelle”.

Die gibt es ja meistens bei Grundstückszufahrten. Das wären dann alle 30m.

crossing = 608984
crossing:island = 225111

https://taginfo.openstreetmap.org

Hier kann man sehen wie oft der Tag crossing verwendet wurde: https://taginfo.openstreetmap.org/keys/crossing#overview
Der Reiter “Kombinationen” zeigt welche anderen Tags in Verbindung mit crossing=* verwendet werden: https://taginfo.openstreetmap.org/keys/crossing#overview

12,19% der Übergänge (crossing=*) haben bereits eine Angabe, ob spezielle Oberflächen zum Ertasten vorhanden sind (tactile_paving).
2,88% haben eine Information über die Bordsteinkanten an diesem Übergang (kerb).

Die Informationen zu kerb kann sich auch als separater Node an der Stelle im way befinden, wo sich der Bordstein befindet. Bei tactile_paving evtl. auch?

Da hast Du einen Denkfehler. Mag sein, das in manchen Straßen alle 30m der Bordstein abgesenkt ist. In unserer Straße sogar öfters.

Aber:

Grundvoraussetzung, um überhaupt daran zu denken einen** crossing=unmarked **zu taggen, wäre IMHO, dass der Bordstein auf der gegenüberliegenden Straßenseite auch abgesenkt ist. Das ist aber bei Grundstücksausfahrten in den seltensten Fällen der Fall.

Bist Du Dir sicher, dass OSMAND nicht nur vor Zebrastreifen warnt, sondern bei jeglicher unmarkierter Straßenquerung?

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Seufz. Diskussionen hier erinnern so oft an Kreuzverhöre.

Also: Eine Stelle, an der der Bordstein erkennbar zu dem Zweck abgesenkt wurde, dass Fußgehende einschließlich Rollstuhlfahrender dort die Straße queren können, ist für mich ein Fußgängerüberweg. Dies gilt jedoch nicht im Umkehrschluss für jegliches Auftreten irgendeiner Bordsteinabsenkung, insbesondere nicht dann, wenn diese ausschließlich einer Fahrzeugzufahrt auf ein privates Wohngrundstück dient und kein erkennbarer Anlass für eine Fußgängerquerungshilfe gegeben ist.

Ich hoffe, das ist jetzt wasserdicht genug.

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