Ausschreibung: Barrierefreiheit von Haltestellen in Bayern in OSM

Hallo,

die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG), die Gesellschaft im Eigentum des Freistaats Bayern, die für den Freistaat die Züge des Schienenpersonennahverkehrs bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen (DB Regio, Agilis usw.) bestellt, hat die Datenerhebung über die Barrierefreiheit von Haltestellen und die Datenerfassung in DEFAS Bayern und in OpenStreetMap ausgeschrieben. Da die Ausschreibung für die OSM-Community von großem Interesse ist und die Unterlagen für die Bieter währender der Submissionsphase öffentlich zugänglich waren, habe ich sie gesichert und stelle sie euch hiermit zur Verfügung. Es handelt sich um ca. 1.600 Bahnstationen und 43.500 sonstige Haltestellen.

Worum geht es?
Die BEG muss ab 2022 bei Fahrplanauskünften im öffentlichen Verkehr die Barrierefreiheit berücksichtigen. Dazu muss bekannt sein, welche Haltestellen barrierefrei ausgebaut und erreichbar sind. Die BEG hat daher die Erfassung der Barrierefreiheit in DEFAS Bayern, dem bayernweiten Auskunftssystem, und die Übertragung dieser Informationen aus DEFAS nach OSM ausgeschrieben.

Die Ausschreibung besteht aus drei Losen:
Los 1 und 2: Erfassung der Haltestellen vor Ort mit einer App, die der Auftraggeber bereitstellt. Los 1 ist die Nordhälfte, Los 2 die Südhälfte
Los 3: „Erkennen, Prüfen und Beheben von Defiziten im Geoinformationssystem OpenStreetMap auf Basis der in den Losen 1 und 2 erhobenen Daten“ (Leistungsbeschreibung Abschnitt A.2.2)

Schlusstermin für den Eingang der Angebote war der 30. April 2020.

Los 1 und 2 sind mittlerweile an die PTV Transport Consult GmbH vergeben worden. Bei Los 3 wurde die Ausschreibung auf den ursprünglichen Zustand zurückgesetzt, da die Anforderungen an die technische und berufliche Leistungsfähigkeit der Bieter von keinem Bieter erfüllt wurden. Der neue Schlusstermin für dieses Los ist der 18. August 2020 gewesen.

Die neu gefassten Anforderungen lauten:

Der letzte Punkte hatte in der Ursprungsfassung noch Bezug auf das Regelwerk in OSM genommen. Es wurde nicht konkret die Organised Editing Guideline oder die Import Guidelines genannt, aber das dürfte in der Ursprungsfassung gemeint gewesen sein.

Ich habe die Unterlagen der Ausschreibung auf meinem Server gesichert. Ihr könnt sie unter https://nextcloud.michreichert.de/index.php/s/cQz3WKJrEF3r3xo abrufen. Das DELFI-Handbuch “Barrierefreie Reiseketten in der Fahrgastinformation” fehlt dort, ihr findet es auf der DELFI-Website.

Für alle, die sich nicht durch die Unterlagen wühlen möchten (sind aber trotzdem interessant :D), habe ich im Folgenden eine Kurzfassung mit OSM-Schwerpunkt zusammengestellt.

Kurzfassung der Leistungsbeschreibung von Los 3
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Haltestellen alle schon in OSM erfasst. Der Auftrag im Los 3 besteht „im Kern aus der Erkennung, Prüfung und Behebung von Defiziten der in OSM zu den Haltestellen vorhandenen Daten im Vergleich zu den in den Losen 1 und 2 gewonnenen Daten“. Es geht nicht nur um ein paar wheelchair=*-Tags u.ä. Bei umfangreichen Stationen wird auch detailliertes Mapping der Anlagen fällig.

Die Arbeit von Los 3 basiert auf den in Los 1 und 2 erhobenen Daten. Es ist eigentlich ein Import und der Auftraggeber schreibt hierzu:

Und weiter:

Der technische Betreiber dürfte Mentz sein.

Nicht alles wird vor Ort erfasst, die Leistungsbeschreibung führt dazu weiter aus:

Mit den beiden großen Verkehrsverbünden sind der MVV und der VGN gemeint. Gerade der VGN habe selber schon zu Teilen die Barrierefreiheit seines Haltestellenbestands erfasst, heißt es an anderer Stelle in den Unterlagen.

Für alle drei Lose geltend:

Zu den „Erfahrung des mit der Auftragsausführung betrauten Personals sowie Organisation des Projektteams“ steht in den Unterlagen:

Viele Grüße

Michael

PS Mein Arbeitgeber, die Geofabrik, bietet nicht mit (wir beraten Importeure/organisierte/bezahlte Mapper nur). Im Rahmen der Eignungsleihe sind wir aber möglicherweise in einem der Angebote erwähnt (Details weiß ich aber nicht).

heißt das dass der AN den Auftrag nicht erfüllen kann sofern die Community den Import ablehnt, oder wie verstehst Du das?

Hallo,

Ich lese es so, dass der Auftragnehmer den Auftrag nicht erfüllen kann, wenn die Community den Import ablehnt oder mittendrin wegen Mängeln revertiert/dauerhaft stoppt. Der Auftragnehmer geht auch das Risiko ein, dass Los 1 und 2 oder die Bestandsdaten für von VGN und MVV eine für OSM unzureichende Qualität haben und der Import so aufwendig wird, dass man rote Zahlen schreibt.

Ich finde es unglücklich von Auftraggebern, dass sie den Import an Dritte vergeben und damit die Kontrolle über die Durchführung gegen höheren Management-Aufwand austauschen. Die BEG wäre IMHO besser beraten, wenn sie selbst die Kompetenz in Sachen OSM erwirbt und eigene (ggf. befristete) Angestellte die Fleißarbeit machen lässt.

Meiner Meinung nach sind Auftraggeber, die dennoch die Mappingleistung auslagern möchten, gut beraten, wenn sie vor der Ausschreibung selber den Kontakt zur Community suchen.

Viele Grüße

Michael

gelöscht

Sehe ich im Prinzip genauso. Insbesondere wenn Mentz da mitmischt, die haben im ÖPNV schon viel Mist in die Datenbank reingebracht und das Tagging teilweise so weit “verbogen” damit es für sie stimmt. Ich habe es auch schon erlebt, dass sich Mentz-Mitarbeiter mit einem privaten Account angemeldet haben und erst nachdem es Zoff gegeben hat, als Mentz-Mitarbeiter zu erkennen gegeben haben. Ehrlich gesagt, kann ich nicht wirklich erkennen, was das letzten Endes für einen Mehrwert in unserer Datenbank haben soll.

Eigentlich kann ich die ganze Ausschreibung nicht verstehen. Die Kosten über eine solche Ausschreibung sind doch viel höher, als wenn man das selbst mit ein paar befristet angestellten Mitarbeitern macht. Sowas wäre ein idealer Studentenjob, weil man sich die Arbeitszeit relativ frei einteilen kann. Und so komplex ist das auch nicht, dass man es nicht in ein paar Tagen lernen könnte.

Also bei uns ist es durch MENTZ tw. zu Fehlern gekommen (Tunnel und Treppenhäuser). Ansonsten finde ich das MENTZ sich an die Vorgaben im Wiki gehalten hat, dass leider durch zig Versionen unterschiedlich ist. Es fehlt einfach an “einer einheitlicher, gültiger Festlegung” für ÖPNV.

Ich finde die übersichtlichste ist MENTZ:
Halteposition bei Menzt: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:MENTZ_GmbH/Modellierungsvorschl%C3%A4ge_%C3%96PNV#Haltepunkt_.28Verkehrsmittel.29

Halteposition im WIKI: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:public_transport#Halteposition_2

Halteposition bei Railway: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:railway%3Dstation

“für ÖPNV” kannst du streichen. Bei OSM fehlt’s überall an Vereinheitlichung.

Für Baden-Württemberg kann ich ankündigen, das wir die Erfassung der Barrierefreiheit der Haltestellen im ÖPNV (öffentlicher Peronennahverkehr) und im SPNV (Schienenpersonennahverkehr) vorauss. über angestellte Personen durchführen werden.

Wir sehen es auch, wie Michael, als Problem an, den Import in OSM per Aussschreibung zu vergeben, weil wir dann nicht mehr bei der Umsetzung bei Problemen sauber eingreifen können.

Wir werden vor Importbeginn die Importrichitlinien beachten und mit der OSM Community noch einiges am Tagging diskutieren, weil wir in einigen Fällen ein feineres Tagging vornehmen möchten, als es bisher in OSM definiert / gemacht wird.

viele Grüße
Dietmar Seifert, NVBW
privater Account: okilimu