Amtl. topogr. Karten/Orthofotos = Genauigkeitsmassstab fuer Tracks?

Hi,

wenn ich wandere, zeichnet stets (mindestens!) ein GPS-Empfänger den Weg als Track auf. In Niedersachsen kann ich im Geobasisdaten-Viewer

https://www.geobasis.niedersachsen.de

diese Tracks anzeigen lassen und ihre Genauigkeit mittels der amtlichen Karten und Orthofotos überprüfen.

Nun meine Frage: Wenn/wo meine Tracks sehr genau mit den amtlichen Daten übereinstimmen, kann ich sie dann zur “Korrektur” von OSM-Kartendaten (Wegeverlauf, Lage von POIs) verwenden?

Fragt

tracker51

die Frage ist recht witzig. Früher wurde eigentlich nur mit GPS-Tracks gemappt. Das scheint irgendwie untergegangen zu sein.

Du kannst Deinen Track hier hochladen https://www.openstreetmap.org/traces und er steht dann allen zur Verfügung, die die Karte mit JOSM oder iD bearbeiten. Beim Hochladen kannst Du auswählen, wieviel von Deiner Privatsphäre Du aufzugeben bereit bist.
Falls Du den Track nicht teilen möchtest, kannst Du ihn auch in die beiden Editoren laden. Bei iD zieht man den die GPX-Datei in den Editor, in JOSM kann man die Datei öffnen.
Da Luftbilder immer einen mehr oder weniger großen Versatz haben, helfen öffentlich geteilte GPS-Track dabei, diesen Versatz abschätzen und korrigieren zu können…auch wenn die Tracks nicht perfekt sind. Daher schaue ich, wie gut mein GPS-Track zu den anderen passt und richte meine Korrekuren daran aus. Basierend auf einem einzelnen Track würde ich aber nicht unbedingt großflächige Korrekturen vornehmen. Man bekommt ein Gefühl dafür, wo etwas nicht stimmt.

Also Radio Eriwan würde wahrscheinlich vermelden:

Wenn Du Deine tracks direkt zur Korrektur verwendest, kann Dir keiner einen Strick draus drehen.
Wenn Du Deinen track aber vorher mit nicht kompatiblen Quellen abgleichst - woher nimmst Du dann die Chuzpe, diese Informationen nach OSM zu übertragen?
Und wer sagt denn, dass die amtlichen Daten mit der Realität übereinstimmen - und nicht nur mit Deinen davon abweichenden GPS-Daten?
:wink: :wink: :wink:

Natürlich kann man seinen GPS-Track benutzen, um Kartendaten zu verbessern. Wenn er denn genauer ist.

Haushaltsübliche GPS-Geräte liegen schon mal ein-zwei Meter daneben. In schwierigem Terrain (Wald, Schluchten, …) gern auch deutlich mehr. Um wie viel und in welche Richtung, das driftet mit der Zeit. Wenn OSM deutlich mehr als das von der GPS-Spur abweicht, kann man das korrigieren. Sonst nicht.

Ich hab den Luxus, in einem Land zu wohnen, das sehr genau vermessen ist und das seine Daten für OSM verfügbar macht (NL). Amtliche Geometer haben deutlich bessere Apparatur zur Verfügung als mein Fahrradnavi, das ist viel genauer. Deshalb wird hier fast nichts auf GPS-Basis kartiert.
Zwei Kreisel und diverse Radwege hab ich direkt nach Fertigstellung kartiert, mit meinem Fahrradnavi. Als ein paar Monate später amtliche Daten verfügbar wurden, hab ich das angepasst. Da ging es um etwa 2m Abweichung.

Deshalb frage ich ja. Ich weiß weiterhin nicht genau, was Du unter “abgleichst” verstehst: ich vergleiche lediglich.

Verstehe ich Dich richtig, daß Du sagst, die amtliche Karten und amtlichen Orthofotos der Landesvermessungsämter können nicht als Referenz für die Genauigkeit von Tracks herangezogen werden? Deren Stand mag zwar nicht immer aktuell sein - neue Straßen u. ä. fehlen -, aber mangelt es auch an Präzision?

Erstaunt

tracker51

Alle Tracks, die ich zum Mappen verwende, habe ich vorher selbstverständlich hochgeladen …

Ciao

tracker51

in BaWü kann und darf man ja Maps4BW nutzen. Die Gebäudeumringe sind recht lagegenau, die nutze ich z.B. immer, um erst building=* an maps4bw anzupassen und anschließend verfügbare Luftbilder an diesem Umriss auszurichten.
Anders als die Gebäudeumringe sind die Straßen und Wege in maps4bw recht grob gehalten und meist weniger genau. Je nach dem wie die Empfangsqualität meines GT 750 FL war, ist die GPS-Spur manchmal deutlich genauer. Inzwischen habe ich auch festgestellt, dass in der Datenbank noch vorhandene alte GPS-tracks teilweise heftige Abweichungen haben können. Jedoch mappe ich fast nie ausschließlich nach track, sondern “mische” je nach Verfügbarkeit “amtliche” Daten, (verschiedene) ausgerichtete Luftbilder und veröffentlichte und eigene GPS-tracks. Mit der Zeit lernt man auch Luftbilder zu lesen und zu interpretieren, z.B. wenn man den Verlauf eines Waldweges nachvollziehen möchte.

das muss man in jedem Einzelfall sehen. Während Gebäudedaten meist von Vermessung abstammen ist das bei Straßen und Wegen scheinbar nicht der Fall. Erscheint mir auch logisch, da i.d.R. Grundstücksgrenzen und Gebäude vermessen werden und der Strassenverlauf meist zwischen zwei Grundstücksgrenzen, oft noch nicht einmal mittig, verläuft.
Bei amtlichen Orthofotos kann man mittlerweile von einer sehr hohen Lagegenauigkeit ausgehen, diese stehen aber leider noch zu oft nicht als legale Quelle zur Verfügung.

Einen workaround dergestalt, zuerst den eigenen track mit einem amtlichen Orthofotos zu vergleichen um die Genauigkeit des eigenen Tracks zu beurteilen und wenn ich zu dem Ergebnis komme, dass mein eigener track genauer ist als der bisher vorhandene OSM-way, und daher den eigenen track als Basis für Lagekorrekturen verwende, dann sehe ich kein lizenztechnisches Problem.

Ließ doch bitte den Eingangspost nochmal genau:

Nix Luftbild - Daten, also die eigentliche Schöpfungshöhe der lizenzrechtlich nicht zulässigen Quelle.
Wenn/wo - nicht der gesamte track, sondern nur die Teile der übereinstimmenden ‘gedanklichen’ Blaupause der lizenzrechtlich nicht zulässigen Quelle.
Luftbild, ok - aber da gibt es doch genügend ‘freigegebene’.

Vergesst doch mal diese ganzen ‘amtlichen Daten’ - OSM ist angetreten, sich das eigene Abbild der Realität zu schaffen.
Vertraut doch mal auf die eigenen Mittel und Fähigkeiten.
Und begnügt Euch damit, wenn das selbstgeschaffene Abbild mit der Realität möglichst genau übereinstimmt.
Warum an amtlichen Daten orientieren - warum nicht an der Zufriedenheit des Nachkommenden, der sich an dem Vorhandenen orientiert. Auch wenn ihr selbst es seid.
Entweder es genügt ihm/Euch - oder man kann es nach seinen Fähigkeiten/Erkenntnissen verbessern.
Das ist zumindest für mich OSM.

Ich darf doch meine eigenen Aufzeichnungen zur Überprüfung mit allen öffentlich zur Verfügung stehenden vergleichen. :roll_eyes:

Klar darfst Du das - aber Du darfst keine (Teil-)Erkenntnisse daraus direkt in die OSM-Daten übertragen.
Das ist wie eine Blaupause-Übertragung - also direktes Übernehmen der nicht zugelassenen Daten.
Nur darum geht es hier (und nicht ich habe diese ‘Grauzone’-Vorgehensweise ins öffentliche WWW geschrieben - und kompromittiere damit OSM!)

Wenn mir der Bauer sagt: “Da entlang des Knicks verläuft die Grenze” - dann nehm ich mir ein zulässiges Luftbild, richte es so gut wie möglich nach bereits vorhandenen Daten aus - und zeichne die Grenze nach dem Knick.
Aber ich schaue nicht nach, wo der Knick auf dem Luftbild wie gut mit der amtlichen Karte übereinstimmt, um dann die Grenze nur an den übereinstimmenden Abschnitten auszurichten …

Wenn ich durch einen Vergleich mit öffentlichen Daten feststelle, daß meine GPX-Aufzeichnung (einigermassen) korrekt ist, dann darf ich ja wohl meine - unveränderte - GPX-Aufzeichnung vollständig oder auch nur in Teilen zur Anpassung der OSM-Daten verwenden.

+1. Wenn der GPS-Track fünf oder zehn Meter danebenliegt - so what? Falls die Daten hinter amtlichen Karten genauer sind, geht das in der Druck-Ungenauigkeit unter. Und meine Erfahrung aus Brandenburg lehrt mich, dass die Einstufungen von Feld- und Waldwegen offenbar zum Teil aus Kaisers Zeiten fortgeschrieben wurden, ohne dass seither irgendjemand mal vor Ort nachgeguckt hat. Wenn OSM irgendwo wirklich gut und sogar besser sein kann als amtliche oder kommerzielle Karten, dann ist es definitiv der ländliche Raum abseits der öffentlichen Straßen.

Die Landesvermessungsämter kochen heute nur noch mit Wasser. Sehr dünnem Wasser, wenn ich das ergänzen darf. Mein Eindruck ist, dass das Interesse des Staates an hochwertigen topographischen Karten seit dem Zeitpunkt schlagartig zurückgegangen ist, als Landesverteidigung kein Thema mehr war. Und ortsfremde Freiwillige Feuerwehren und andere müssen es ausbaden, wenn sie zum Waldbrand ausrücken und der vermeintliche Weg nicht mehr da ist.

Ich möchte das Abbild halt auf Basis meiner eigenen Erkenntnisse, und dazu gehören auch eigene Tracks, ggf. verbessern. Und ich sehe kein Problem dabei, meine (Er-)Kenntnisse durch Vergleich mit anderen Quellen abzusichern.

Wenn ich dann finde, daß mein Track gut mit amtlichem Material übereinstimmt, werde ich ihn als Basis für Verbesserungen der OSM-Daten nutzen; wenn mein Track abweicht, lasse ich die Finger davon.

Ciao

tracker51