Allgemeine Policy zur Nutzung der Dienste des FOSSGIS e.V.

Hallo,

folgende E-Mail zur Kenntnisnahme an alle, die keine Mitglieder im FOSSGIS e.V. sind und deshalb nicht die Mailingliste FOSSGIS-Verein abonniert haben.

Wie unten zu lesen ist, dürfen auch Nichtmitglieder teilnehmen.

Viele Grüße

Michael

EDIT: Siehe auch die Diskussion auf der Mailingliste Talk-de dazu.

-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: [fossgis-verein] Diskussion um eine allgemeine Policy zur Nutzung der Dienste des FOSSGIS e.V.
Datum: Sat, 6 Mar 2021 13:44:41 +0100
Von: Katja Haferkorn
An: verein-liste@fossgis.de

Liebe FOSSGIS-Vereins-Mitglieder,

der FOSSGIS-Verein betreibt verschiedene Dienste, u.A. eine uMap-Instanz und einen Tile-Server. In letzter Zeit sehen wir vermehrt, dass diese Dienste von Benutzer:innen auch für Karten verwendet werden, die wir vielleicht nicht so gerne sehen und auch nicht mit dem Namen des FOSSGIS oder OSM in Verbindung gebracht haben wollen. Andererseits wollen wir diese offenen Dienste betreiben und können nicht jede Benutzung regulieren.

Wir wollen uns mit interessierten Vereins- und Community-Mitgliedern zusammensetzen und diskutieren, ob und wie wir reagieren können und sollen und eine allgemeine Policy erarbeiten.

Dazu findet am 9. März 2021 um 20 Uhr ein Treffen als Videokonferenz statt.
Treff-Ort: https://meet.fossgis.de/AG-Serverpolicy

Wer gute Ideen und Impulse zum Thema beitragen kann, ist herzlich eingeladen mitzumachen.

Freundliche Grüße
i.A. Katja

Hallo,

ich weiß jetzt nicht, was für Inhalte es sind/waren, welche nicht so gern gesehen sind, jedoch fände ich diesbezüglich eine möglichst starke Neutralität der Dienste - sofern rechtlich sicher/möglich - wünschenswert. Für mich ist sowas Teil einer Infrastruktur, genauso wie Telefonleitungen, Stromnetz, Straßen, … und da kommt auch niemand auf die Idee zu definieren:

  • diese Straße, darf nur von ehrlichen Bürgern und keinen Einbrechern genutzt werden
  • in den AGBs von Stromnetzbetreibern, steht meines erachtens auch kein “der genutzte Strom darf nicht für den Betrieb von Hanfplantagen, DarkNet-Servern, … verwendet werden”
  • über unsere Telefonleitung teilen sie bitte kein rechtes Gedankengut, Querdenkerblödsinn, etc. ausschließlich folgende Themen sind erlaubt: …
  • etc.
    Genauso andere freie Quellen wie Wikipedia, CreativeCommens-Bilder, OpenSourcen-Quellcodes wie Leaflet, Wiki-, Foren-, …-software gehört dazu und auch hier definiert doch eigentlich niemand beispielsweise “meine Bilder dürfen, aber nicht für folgende mir unliebsamen Themen verwendet werden”.

Aus meiner Sicht sollte sich diesbezüglich lediglich rechtlich abgesichert werden, aber nicht das Fass aufgemacht werden “wo genau ziehen wir nun die Grenze?”. Denn das ist ein Fass ohne Boden, wo jeder diese woanders sieht und letztlich nur viele Leute sehr unzufrieden sind.
Denn sonst fördert man nur Blockwarte, man muss sich mit ewigen Diskussionen beschäftigen (siehe kürzlich Völlig veraltete und von den Nazis erfundene deutsche Ortsnamen) und eigentlich ist nichts gewonnen, denn 100%ig überprüf-/sicherstellbar ist das letztlich ja doch nicht.

Ich kann den Wünsch das zu Reglementieren ja nachvollziehen, denn klar will keiner sehen, dass jemand Karten erstellt “hier wohnen die …-Verantwortlichen” (1), “Orte unserer Querdenker-Demos” (2), “Karte von Immigranten-Verbrechen” (3), etc. … nur würde hier kaum einer sagen, dass man diese gesellschaftlichen Probleme löst, indem beispielsweise Telefongespräche diesbezüglich überwacht werden.

Zu den obrigen Beispielen:

  1. bei uMap wäre es zu löschen, weil dann dort die Daten lägen und es klarer Datenschutzverstoß ist und ggf. an Behörden zu melden. Diesbezüglich gibt es aber bereits geltende Gesetze in Dt., welche auch für uMap gelten, also muss man es nicht zusätzlich definieren.
    Ist es auf eigenständiger Webseite und nur die Tiles werden verwendet - s.o. Infrastruktur
  2. mag einem nicht gefallen, aber eine Demokratie muss auch Querdenker aushalten können
  3. müsste man wohl ertragen, wenn’s das visuelle Darstellen der Orte aus Polizeimeldungen etc. ist - auch wenn einem die Intention nicht gefällt

Das ist meine persönliche Meinung dazu. Möglichst neutral bleiben und sich als Infrastruktur sehen und das rechtlich nötige Tun, um sich vor Abmahnungen, fehlgeleiteten Strafermittlungen (im Sinne von irgendeine Staatanwaltschaft meint den uMap-Server zu beschlagnahmen), etc. zu schützen.

Gruß,
asca

Edit: Ich schreib das hier auch deshalb, weil ich wahrscheinlich leider 20Uhr nicht teilnehmen kann.

https://umap.openstreetmap.de/de/ ist ein Hostingangebot, wo unter dem Namen FOSSGIS die usergenerierten Inhalte verbeitet werden. Ich sehe den FOSSGIS da sogar in der Pflicht, strafrechtlich relevante Inhalte zu löschen. Auch grenzwertige Inhalte können da meinetwegen wegmoderiert werden.
Quellcode von Umap ist verfügbar. Sollen die sich halt ihren eigenen Server installieren.

Tileserver ist eine andere Sache, weil das einfach nur eine politisch neutrale Karte ist und für den typischen User kein direkter Zusammenhang zum FOSSGIS hergestellt werden dürfte. Aber auch da sehe ich keinen Grund, warum der FOSSGIS Zeit+Geld für Nazis bereitstellen soll.
Die sollen gerne OSM benutzen, sich dann aber eigene Tileserver aufsetzen.

Und genauso könnte es auch der FOSSGIS handhaben.

Ich hoffe das kam nicht falsch rüber von mir. DAS sehe ich genauso - siehe mein Beispiel 1)

Genau hier sehe ich das Problem. Nach welcher Grenze denn? Siehe Völlig veraltete und von den Nazis erfundene deutsche Ortsnamen. Soll da wegen jeder uMap eine Diskussion losgehen?
Und wann? Wenn es jemandem zufällig auffällt? Oder wird aktiv durchgeschaut?
Jemand erfässt die Polizeimeldungen seiner Region in einer uMap-Karte örtlich - wohl ok?
Jemand unterteilt diese entsprechend den Polizeiangaben (dh. nicht er sondern die Polizei hat kategorisiert) nach “ohne/mit Migrationshintergrund”, etc. - schon “Nazi!!!” ?
Jemand erfässt in einer uMap nur “mit Migrationshintergrund” - jetzt eindeutig “NAZI!!!” ?
Ja warte, aber er hat in einer anden uMap die “ohne Migrationshintergrund” erfasst … hmm, das ist ja ok - aber die andere muss weg?
Jetzt erfässt er erst die eine, dann will er eigentlich noch die andere erfassen, aber kommt gar nicht mehr dazu, denn er wurde gesperrt weil er ein böser Nazi ist oder wie? Und weil er somit die 2. “nicht-Nazi”-Karte ja gar nicht mehr erstellt hat (weil er gesperrt wurde) ist das ja quasi ein Beweis, er hat ja nur die böse Nazi-Karte erstellt. Kann man sich dann schön auf die Schulter klopfen etwas gegen Nazis getan zu haben :roll_eyes:

Sehe ich genauso.

Nein, die Entscheidung einfach den jeweiigen Moderatoren überlassen. Wenn ein Moderator damit auffällt, zuviel zu löschen, kann er das Privileg verlieren.

Wenn man davon Kenntnis erlangt. Sei es, weil man zufällig drauf stößt oder es gemeldet wird.

Du beantwortest meine erste Frage “Nach welcher Grenze denn?” aber damit nicht. Ein Moderator muss diese ja auch kennen.

Oder wurden bislang klar strafrechtlich relevante Inhalte noch nicht gelöscht?

Alles darüber hinaus ist ziemlich willkürlich und nicht mehr neutral sondern immer stark politisch angehaucht - das fände ich schade, wenn OSM bzw. Hauptdienste im Rahmen der OSM plötzlich nicht mehr (politisch) neutral wären.

Diese Diskussion entwickelt sich gerade vom Zweck der angekündigten Veranstaltung weg.

Bei dem Meeting geht es ausschliesslich darum, für welche Nutzungen die spenden- und mitgliedsbeitragfinanzierten Dienste des FOSSGIS verwendet werden dürfen und für welche nicht bzw. wer (ausser dem Vorstand des Vereins bzw. der Mitgliederversammlung, die immer die letzte Instanz sind) das entscheidet.

Also es geht nicht darum, ob jemand auf der Karte “hier wohnt Egon Müller” einträgt, sondern es geht darum, welchen Webseite-Betreibern wir auf FOSSGIS-Kosten Tiles bereitstellen und zu welchen wir sagen “sucht Euch woanders was”.

Die OSM-Daten sind tatsächlich sowas wie freie Infrastruktur, deren Nutzung nicht ideologisch eingeschränkt werden kann. Die Server des FOSSGIS nicht. Trivialerweise würden wir natürlich offen rechtswidrige Nutzung unterbinden und solche, die direkt unserem Vereinszweck zuwiderläuft. Aber da wird es halt auch schon schnell nicht-trivial. Wenn Nazis mit einer OSM-Karte vom FOSSGIS-Server ihre “Gefährderkarte” aufbauen, ist das für uns dann rufschädigend und wir stoppen das (ja, haben wir gemacht)? Wenn dann jemand kommt und sagt “diese Mundraub-Webseite nutzt auch Eure Karten und das ist doch auch rufschädigend”, müssen wir dann reagieren oder zucken wir die Achseln?

Das Ergebnis einer gründlichen Überlegung kann durchaus sein, dass die “Willkür”, die wir im Moment haben, besser ist als irgendwelche komplizierten Regeln. Keine Ahnung. Das auszuloten, dazu dient dieser Diskussionstermin.

Ich werde auch nicht online teilnehmen können. Deshalb hier meine Meinung dazu.

Das Angebot sollte sich an der Gemeinnützigkeit des Vereines orientieren. Wenn jemand das für gemeinnützige Zwecke benutzt sollte alles OK sein.

Jegliche Nutzung, um andere zu diskriminieren, sollte ausgeschlossen werden. Dazu gibt es hinreichend gesetzliche Grundlagen. Bei Grenzfällen sollte die Vereinsgremien das letzte Wort haben. Die Admins sollten trotzdem das Recht haben, solche Sachen vorläufig vom Netz zu nehmen, wenn sie der Meinung sind, damit Schaden vom Verein abwenden zu können.

Kommerzielle Nutzung würde ich ausschließen. Wer Tiles für eine kommerzielle Karte zieht, kann auch seinen eigenen Server aufsetzen. Ich denke, Serverkapazitäten für kommerzielle Nutzung zur Verfügung zu stellen, würde auch der Gemeinnützigkeit des Fossgis e.V. widersprechen. Grenzfall ist natürlich hier eine kleine Firma, die eine Zufahrtskarte in Ihre Webseite einbinden will. Ich wüsste aber auch nicht, wo genau man da die Grenzen ziehen kann ( evtl bei der Anzahl der gezogenen Tiles / Zeiteinheit)

Die Nutzung der Server des FOSSGIS systematisch aus ideologischen Gründen einzuschränken ist auch heikel solange der FOSSGIS kein Verein mit einer gemeinsamen politischen/gesellschaftlichen Ausrichtung ist. Momentan ist er das nicht, zumindest ist das nicht als Vereinszweck in der Satzung erwähnt. Zu einem müsste man eine Grenze definieren, ab der man aktiv werden möchte und zum anderen kann es Probleme mit der Gemeinnützigkeit geben. Und dann frage ich mich auch , ob es unter den Unterstützern “Freier Geographischer Informationssysteme (GIS) im Sinne von Freier Software und Freier Geodaten” nicht auch unterschiedliche Ansichten darüber gibt, wo so eine ideologische Grenze zu ziehen wäre, wenn man sich einigen würde, eine zu ziehen.

Vermutlich ist Willkür die bessere Alternative. Bei den erwähnten Nazis hat ja kein Hahn danach gekräht. Diskriminieren sollte schon schwer sein und man sollte sich sehr sicher sein, die Richtigen zu treffen.

Ich finde es schade, dass das OSM-Umfeld zunehmend politisch wird.

Und bis auf 1, 2 Kommentare die Aufmerksamkeit offenbar nur auf einer extremen politischen Ausrichtung liegt. Das ist wohl der Zeitgeist :roll_eyes:

Für mich haben “Open Source” und “Open Data” und “freies Wissen” schon auch eine weltanschauliche Komponente - nicht alles dem Wirtschaftssystem überlassen, selber was machen. Das ist politisch, wenn auch nicht unbedingt entlang der üblichen rechts-links-Aufteilung. Wenn wir sagen: wir entscheiden, was auf unsere Karte kommt, und nicht der Waldbesitzer oder die Obrigkeit - das ist schon auch ein politisches Statement, finde ich. Auch der FOSSGIS betreibt Politik, wenn er öffentlich für Open Source wirbt. Das finde ich alles ganz normal. OSM ist nicht nur rumlaufen und Mappen, viele OSMer schreiben auch an ihre Stadtverwaltung oder lassen sich in der Zeitung interviewen… alles irgendwie politisch, würde ich sagen. Und gar nicht “schade”.

+1

Und: freie Quellen, freie Daten, freies Wissen halte ich mit bestimmten politischen Anschauungen nicht vereinbar.

Sagen wir mal so, wenn jemand es für nötig hält, in einer öffentlichen Karte den - ob vermuteten oder polizeilich festgestellten - Migrationshintergrund von Personen zu erfassen, egal ob den von Leuten ohne oder den von Leuten mit, dann werde ich mit dem keine lange Diskussion anfangen. Entweder ist er ein Nazi und will nur nicht so genannt werden (sondern vielleicht “besorgter Bürger” oder so), oder er ist so dermaßen ungeschickt, dass er sich nicht wundern muss, wenn er zu unrecht gesperrt wird :wink:

Auch wenn ich zeitlich leider nur bei der Hälfte dabei sein konnte, bedanke ich mich ganz herzlich für die offene Runde.

Die umap-Startseite hat jetzt ein Link mehr und als weiteres Ergebnis hat die FOSSGIS jetzt ein Vereinsmitglied mehr :wink:

Und alles weitere wird sich auch schon regeln…

Gruß,
asca

Gibt es etwas zum Nachlesen über das Ergebnis des Treffens?

Es ist geplant, das Thema auf die Tagesordnung der Mitgliederversammlung des FOSSGIS e.V. zu setzen, die am Samstag online stattfindet, so dass die Mitglieder entscheiden können.

Schluck. Das Statistikamt ist hoffentlich nur ungeschickt :wink:
( https://www.nuernberg.de/imperia/md/statistik/dokumente/migration/datenblatt/2010/migrationshintergrund_n1_2011.pdf Seite 350)

Ich würde mal sagen. sowohl die Karte als auch das Logo sind ungeschickt. Leider findet der Link durch die Prominenz von OSM in den Suchmaschinen jetzt noch mehr Verbreitung.

Ich dachte bei meiner Aussage zwar an einzelne Personen (wie das in dieser schiebt-sie-ab-Karte war), aber das Statistikamt hat glaube ich seine Karte auch ziemlich ungeschickt gestaltet… klar, da wo nur Deutsche wohnen, ist es dunkelgrün, und da wo mehr Ausländer wohnen, wirds immer mehr “Warnfarbe”… aber da gibts ja ganze Bücher drüber, wie man unterschwellig mit “nüchterner Statistik” eben doch Botschaften transportiert.

Das mit der Farbe ist mir nach meinem OST auch aufgefallen. Und wenn man das Logo anschaut, bekomme zumindest ich auch eine ungute Assoziation.