Aktuell ist OSM ist für Rad-Routing in den Städten nicht arg hilfreich

Hallo beisammen,

es tut mir leid dass ich mal ein etwas unangenehmeres Thema anschneiden muss, aber ich tu das nur zu dem Zweck dass OSM besser wird.

Es geht um das Rad-Routing in Städten, oder warum es mit OSM fast unmöglich ist dort eine gute Route zu finden.
Ich habe lang an einem Profil für BRouter gebastelt, und komme zu keiner Lösung. Damit bin ich nicht allein, denn bei OsmAnd und https://cycle.travel/ kommt auch nichts viel besseres raus.
Ihr könnt es schon erahnen: separat kartierte Radwege sind ein Problem.

Warum?

  • Es ist mächtig kompliziert zu beachten dass diese Wege eigentlich an großen Verkehrstraßen laufen und 1000 Einmündungen kreuzen. Aus den Tags des Weges allein kann man nicht wissen dass dieser parallel zu einer richtig dicken highway=primary etc ist. Diese Wege sehen in erster Linie nicht anders aus als ein schöner isolierter Radweg im Park oder am Fluss entlang. Um das Problem zu lösen bräuchte man ein riesen Apparat an pre-processing oder Rechenpower der die unmittelbare Umgebung prüft. Ziemlich unmachbar!
  • Ampeln fehlen. Dieses Problem ist theoretisch lösbar, Ampeln können auch auf Radwegen gesetzt werden. Dies ist jedoch fast nie der Fall, in jeder Stadt und in jedem Dorf mit separaten Radwegen klebt die Ampel genau 1x auf der Straße, dass sie auch die Fuß und Radwege abdeckt wird selten beachtet. Wäre ja auch unschön 5 Kopien einer Ampel zu haben. Wir als Radfahrer rauschen voll in rein, aber wenn wir die Route planen wissen wir davor nichts von dieser Ampel.

Ich bitte Euch also eindringlich die Radwege wo immer es die Geometrie nur irgendwie zulässt als “cycleway” Tag an der Straße unterzubringen. Weniger Daten für bessere Übersichtlichkeit und leichteres Editieren in OSM, und besseres Radrouting. Und wer Radwege auf der Karte sehen will, für den gibt es mindestens drei Kartenstile die cycleway Tags visualisieren.

Ich sag schonmal danke falls Ihr dran denkt!

Das Tag is_sidepath kennst Du? Damit kann man kennzeichnen ob ein separat eingetragener Weg an einer Straße entlang läuft.

Aber an welcher, ist damit nicht gesagt, und die oben beschriebenen Probleme gelten weiter. Oder schlägst du vor, diese so markierten Wege komplett aus dem Routing auszuschließen? Das wird wieder andere Probleme mitsichbringen wie nicht an die Straße angeschlossene Seitenwege etc.

Danke, den kenne ich
Leider wird er auch nicht sehr häufig angewendet, und dann ist immernoch nicht klar wie groß die Straße daneben ist.

Router können bei is_sidepath=no die Gewichtung erhöhen und bei is_sidepath=yes erniedrigen.

In Berlin verlaufen alle separaten Radwege, die ich kenne, immer hinter der Ampel vorbei, so das es an dem Radweg eigentlich keine Ampel gibt.
Das sich das in der Praxis wie ein Zebrastreifen auf das Fahren auswirkt, ist etwas anderes, aber schlecht in OSM abzubilden.

Ich würde beim Radrouting, außer man will durch den Wald o.ä. fahren, immer (zumindest bei OSMAnd und Graphhopper) den Rennrad Modus verwendet, auch wenn es von der Definition nicht danach klingt, sind das meistens die angenehmsten Wege.

Was denn nun, erhöhen oder erniedrigen?

Ja :slight_smile:

Je nach Profil. Ich würd sidepath eher erniedrigen und “no sidepath” erhöhen, weil die potenziell schöner sind. Wenn der Router/das Profil auf “Sicherheit vor bösen Menschen, die Radfahrer überfallen wollen” optimiert, dann würde er sidepaths eher bevorzugen (weil näher an der Straße=näher an anderen Menschen=Abschreckung).

Danke, ist oben korrigiert. :sunglasses:

Wer Testgegenden braucht:
http://overpass-turbo.eu/s/FFv

Hm, aber auch in der Praxis wahnwitzig kompliziert. Jedenfalls scheinen Autofahrer und Radfahrer ständig unterschiedliche Auffassungen davon zu haben, was denn nun gilt… Und man schafft es oft, dass die Polizei das Gegenteil dessen behauptet, was der Planer meinte.

Also existiert das Problem ja auch in der Realität…

Manche Ampeln gelten auf Radwegen, manche nicht. Teils ist das auch sehr umstritten. Faustregel: Wenn es einen Konfliktbereich mit anderen Verkehrsteilnehmern gibt, gilt die Ampel. Wenn Fußgänger zwischen Fahrbahn und Radweg noch ausreichend Platz haben, gilt die Ampel nicht für Radfahrer.

Ampel gilt nicht auf Radweg: https://www.mapillary.com/app/?lat=53.60373138888889&lng=9.961758055555492&z=19.72848822015172&focus=photo&pKey=poxaZ-p4AeMZGYqQ0Mgcjg
Ampel gilt auch auf Radweg: https://www.mapillary.com/app/?lat=53.592775&lng=9.992636&z=17&focus=photo&pKey=CyDLA2oeuYdb5l4_bM9WPA

Häufig muss man auch Experte sein, um die für einen gültige Ampel zu erkennen: https://www.mapillary.com/app/?lat=53.563027399999996&lng=9.945186299972223&z=17&focus=photo&pKey=urUskI0CXox5MV-DRdbqqQ (Tipp: Es ist nicht die Fußgängerampel die gerade grün zeigt!)

Es ist also gar nicht mal so einfach, Ampeln richtig zu mappen.

Häufig werden auch Radwegbenutzungspflichten und Verbote für Radfahrer falsch gemappt. In der Realität ist es häufig nicht einfach zu erkennen, auf welchen Straßen und Straßenteilen man mit dem Fahrrad fahren darf und wo nicht. Gib auch Ausnahmen für breite Fahrräder (Anhänger, Velomobil, usw.), die viele Radwege grundsätzlich nicht nutzen brauchen, selbst wenn eine RWBP beschildert ist. Auch ist nicht immer klar, ob ein Radweg Teil einer Straße ist oder (aus rechtlicher Sicht) separat geführt ist.
Entsprechend viele Mapping-Fehler gibt es in OSM. Das macht es Routern nicht leicht.

https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:class:bicycle

Wird nur fast nie verwendet.

Zu recht, da es reichlich subjektiv ist.

Könnte man ändern, indem man nicht nur is_sidepath=yes/no/vielleicht*) mappt, sondern is_sidepath=motorway/trunk/primary/secondary/…

*) in Anlehnung an:

An einigen Knoten, bevorzugt außerorts, manchmal auch innerorts, stellen Straßenverkehrsbehörden den Radfahrern gerne kleine Vz 205 vor die Nase.
Dass die VwV-StVO das nur vorsieht, wenn der Radweg nicht mehr zur Straße gehört, ignorieren die Behörden dabei …

… und auch, dass damit eigentlich auch die Benutzungspflicht verloren ging, weil die nur für straßenbegleitende Radwege gilt, was man mit den 205 ja gerade wegdefiniert hat … :roll_eyes: :sunglasses:

PS: Die gültige Ampel steht paar Bilder zurück … :wink:
Nett sind auch Stellen OHNE Ampel für den allgemeinen Fahrverkehr und OHNE Streuscheiben mit Fahrrad: Freie Fahrt für freie Radler! (Nun gut, meist gilt § 10, also nicht ganz freie Fahrt … Und an der verlinkten Stelle nur nach 20 Uhr und So.)

… aber mal prinzipiell: Wäre das nicht eher eine Sache für Relationen, in der alle Straßenteile eines Straßenzuges (Richtungsfahrbahnen, Anliegerfahrbahnen*), Geh- und Radwege etc.) reinkommen?

*) Obwohl, da wird’s aber wieder kompliziert, weil die idR als eigenständige Verkehrswege definiert sind. Also eher eines Straßenzuges → einer rechtlichen Straße? Oder spezielle Rolle … Hmm …

Nein, da man dadurch die bestehende Definition ungültig macht.

Wenn, dann durch ein Zusatztag is_sidepath_of=secondary oder so.
Bei is_sidepath=no könnte man sogar is_sidepath_of=river ergänzen um flußbegleitende Radwege zu kennzeichnen. :sunglasses:

Den Weg auf diesem Bild kann man eigentlich nicht mehr guten Gewissens als cycleway mappen, außer man zweckentfremdet smoothness=horrible.

Wer einmal mit einem zweispurigen Lastenrad unterwegs war, wird dafür immer das Auto-Routing nehmen, es gibt einfach zu viele enge Poller u.ä. wenn sämtliche Poller und Radwege mit einer breite in den Daten sind, kann man dafür natürlich eigenen Router entwickel, aber aktuell nicht.

Ja, würde wohl helfen, ist aber wieder mal eine Quelle für Verwirrungen, wenn jemand die Klasse der Hauptstraße ändert und denRadweg nicht anpasst. Wahrscheinlich sollten Router eben doch dieses Attribut selber berechnen. Ist leider wirklich nicht trivial, aber vmtl. sicherer als schwer zu pflegende Tags.

ganzdeutschlandrauszoom Oh, 1 von 4 Klecksen ist ja größtenteils von mir …
Sollen in .de 2631 sein, weltweit 2632, da könnte man das noch umfangreicher definieren …