9 Jahre OSM - eine persönliche Bilanz

(Viel richtiges nicht zitiert…)

Habe gerade festgestellt, daß ich meinen ersten Changeset am 11.11.11 um kurz vor 11 Uhr abends getätigt habe - wenn das mal kein Fastnachtsscherz ist!

Ich habe inzwischen meine Nische in OSM gefunden mit dem Thema Bergbau und mit www.historic.place.

Über das Datenmodell könnte ich mich aufregen, habe ich aber aufgegeben.
Taggingdiskussionen sind meist frustrierend und führen nur selten zu einer Verbesserung.

Sowohl im Forum wie auch auf der Mailingliste sind immer die üblichen Verdächtigen aktiv. Diese ca. 20-30 Köpfe vertreten sicher nicht repräsentativ die Meinung der OSM-Community, einige tun aber als ob.

Der Ton im Forum hat sich verschlechtert seit ich angefangen habe. Daher habe ich mich daraus weitgehend zurückgezogen. Andere Mitstreiter haben sich daran noch mehr Frust geholt und ganz aus OSM zurückgezogen, was ich in Einzelfällen extrem bedauere.

Ich stelle aber auch immer wieder fest, daß es noch Enthusiasten gibt, die trotz aller Widrigkeiten, die durch die Architektur des Projekts und die menschliche Eitelkeit bedingt sind, sich nicht beirren lassen und positiv zum Projekt beitragen. Diesen sage ich: Hut ab und weiter so!

Gruß,
Zecke

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das in dem Gebiet in der Regel nicht der Fall war, sondern dass das mit Luftbildern von zu Hause aus gemacht wurde. Denn nicht nur Wege sondern auch kleinste unzugängliche Bachläufe (die definitiv nicht abgeschritten werden können, weil das Gelände zu steil ist) waren dort teils mit ähnlichem Detailgrad gemappt. Zudem stimmte das Wegetagging nicht ansatzweise mit den Bedingungen vor Ort überein, sondern es wurden einfach Standardtags gesetzt (sac_scale=mountain_hiking, selbst wenn es ausgesetzte Kletterpassagen auf dem Weg gibt, die mindestens mit alpine_hiking anzusetzen sind - derartige Fehlinformationen sind darüber hinaus ziemlich gefährlich).

Mir geht das so. Ich werf die anderen 40% weg und bin glücklich mit “Deinen” 60%. UserXY wirft eine andere Teilmenge von Deinen 60 und meinen 40 weg usw.
Zu deutsch: der Frust ist eingebildet, Deine Daten sind da, meine sind da, die von UserXY sind da.

Die Lösungsvorschläge* hier diesbezüglich, auch wenn sie nur teilweise zwischen den Zeilen stehen, machen genau das Gegenteil von dem was sie sollen: DIE machen Frust.

  • Abstrahiert und übertrieben: hier wird besprochen, Tagging für Hundekotbeutelspender abzuschaffen, ich brauch die nicht, für mich ist der Gedankengang trotzdem inakzeptabel. Ich werf die weg und alles ist prima. Genau DAS macht (u.A.) OSM für mich aus.

+1 Die Vorteile, dass jeder das ‘rausziehen’ kann was ER braucht überwiegen meiner Meinung nach.

Konkretes Beispiel:

Kürzlich war eine Freundin von mir in einer ihr unbekannten eher ländlichen Gegend bei einer Wohnungsbesichtigung.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof an diesem heißen Sommertag brauchte sie DRINGEND aus div. gesundheitlichen Gründen eine Sitzgelegenheit, konnte aber keine finden. Was meinst du wie glücklich sie war als ich sie telefonisch (OSM sei Dank) zur nächsten Parkbank (mit Rückenlehne) lotsen konnte?
Ein bisschen später hätten wir einen Rettungswagen schicken müssen…

Gleichzeitig bin ich voll bei dir, dass sicherlich etliche (va sogenannte ‘micromapping-’) Daten unnötig oder veraltet, bzw - was viel schlimmer ist - uneinheitlich oder widersprüchlich sind; dadurch nützen sie niemandem etwas und bringen Nachteile. Fakt ist: Keiner weiss aber was der andere braucht.

Ich habe stark das Gefühl, das viele Micromapper Dinge mappen, die sie selbst garnicht brauchen, sondern einfach nur weil sie noch nicht in OSM eingetragen wurden (und womöglich sonst nichts finden?!), mit dem Argument: VIELLEICHT braucht das ja jemand. Daraus resultierend liest man des öfteren über Themen wie schwierige Auswertung, Vor- und Nachteile von tags usw - ohne aber konkret bekanntzumachen, was eigentlich gebraucht oder ausgewertet wird.

Ich bin überzeugt: gäbe es in irgendeiner Art eine Übersicht aller tags die auch tatsächlich von jemandem* ausgewertet werden, gäbe es auch weniger Micromapping mit unnützen ungenutzen Daten. btw wäre ein solcher ‘Status’ eines Tags (gekennzeichnet zB im Wiki) bestimmt für Einsteiger einfacher die ‘richtigen’ Tags zu finden und die Anzahl verschiedener Tags für die gleiche Sache zu minimieren… (Siehe zB die Checkdate-Thematik…)

*klar kann das potentiell jeder Mensch auf dieser Erde sein… aber von den 1. typischerweise aktiven und regelmäßigen Auswertern und 2. Personen, denen ein bestimmtes Tag wirklich wichtig ist dürften sicherlich repräsentativ nahezu 100% aller ausgewerteter Tags abgedeckt werden.

Ich finde auch, dass es in OSM zu viel Wildwuchs gibt. Bestimmte Dinge sollten einfach weltweit einheitlich getaggt werden. Das von dir angesprochene Problem wie z.B. Schulen oder Universitäten zu mappen sind ist eines davon. Ich weiß bis heute nicht, was da die Norm ist. Ich finde es auch nicht gut, dass manche Regionen vom Mapping-Stil her so voneinander abweichen. Speziell in Osteuropa habe ich ein paar Städte gesehen, in denen z.b. exzessiv “Wälder” in Wohngebieten/privaten Grundstücken eingezeichnet waren. Da hatte ich echt das Gefühl das ist nur eingezeichnet weil’s nett aussieht.

Ganz schlimm finde ich auch die Art und Weise wie Namen oft getaggt werden, speziell in mehrsprachigen Ländern oder dort, wo nicht im lateinischen Alphabet geschrieben wird. In Südkorea steht z.B. teilweise nur der koreanische Name im name-Tag, teilweise aber auch mit lateinischer Transkription. Zypern ist aus unerfindlichen Gründen nur auf Englisch gemappt, Griechische Straßennamen sind meistens nicht Mal in der Datenbank.

Gibt es doch: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Taginfo/Projects bzw. https://taginfo.openstreetmap.org/projects - nur es benutzt natürlich fast niemand :frowning:

Man muss sich halt als Entwickler die Mühe machen, “seine” Tags zu beschreiben.

Gruss
walter

ps: ja. auch ich schlampe da, aber einiges von mir ist drin.

Geht mir als Gelegenheitsmapper-Rookie ebenso. Relationen sind mir immer noch ein Graus, Public-Transport bloss die Finger weg…

Gerade den letzten Punkt sehe ich als enorm wichtig an. Wenn JOSM es hinbekommen hat mich per Vorlagendialog eine Fußgängerbedarfsampel mit crossing=traffic_signals, highway=crossing eintragen zu lassen und ich dann später durch QS Tools darauf hingewiesen werde, da soll was falsch sein und angemeckert wird, dass es lauten müsste button_operated=yes, crossing=traffic_signals, highway=traffic_signals ist was ganz doof gelaufen. Ich möchte mithelfen die Karte (Datenbank) zu verbessern. Kommt da so was raus und ich muss wochenlang hinter meinen eigenen Anfängerfehlern herzuräumen, führt das zu einer Verschlimmbesserung der Daten. Ich will ne Bedarfsampel eintragen. Nebenbei beim Radfahren Daten sammeln die dazu führen dass Wegebeschaffenheiten, Steigungen, lebensgefährliche Drängelgitter und Schranken mitten im dunklen Wald verfeinert werden, damit meine Fahrrad-App ne tolle Route planen und berücksichtigen kann, dass ich einen Kinderanhänger dabei habe und keine Treppen klettern und frühzeitig vor lebensgefährlichen Drängelgittern einen Meter hinter einer Kurve warnen kann. Oder die App weiß, dass der Weg nicht für die Trekkingräder, sondern nur für die MTB’s geignet ist. Mithelfen Daten zu erfassen, die Tante Autonavi braucht um mir zu sagen "In 100 Metern den zweiten Fahrstreifen von links nutzen um in 500 Metern links auf die Dingens-Allee in den dritten Fahrstreifen von rechts abzubiegen (1. Linkabbiegerfahrstreifen führt in den Bauhof, wenn Sie auch in diese beliebte Falle tappen müssen Sie wegen der baulichen Fahrbahntrennung 9 Kilometer Umweg bei 40 Minuten zusätzlichem Zeitaufwand in Kauf nehmen, weil der Verkehr hier gerade mehr steht als rollt…)

Und nicht x-tausend Wiki-Seiten auswendig lernen.

Die Mitarbeit an OSM ist für mich keine Langeweile. Sie eine Mischung aus “was für’s Gemeinwohl tun” und “der Gemeinschaft zurück geben” weil andere schon “gegeben haben” und viel erfasst haben, was es mir ermöglicht mit einer gescheiten Streckenplanung ganz wunderbare Zeit mit meiner Familie da draußen auf dem Rad zu verbringen.

Und je mehr Zeit ich damit verbringen muss meine eigenen Fehler zu bereinigen, die mir das Prüfungstool des Editors hätte ebenso vor dem Upload anzeigen können, wo externe Tools das später können, desto weniger Zeit bleibt die unterwegs erfassten Daten zu verfeinern.

Ich denke (und das scheint mir auch eine Folgerung von seawolff zu sein, siehe seine Aussage zu Haralds Umfragetool), ein Hauptproblem ist die fehlende Autorität. Einerseits ist es eine gute Sache, dass neue Tags eben erfunden und ausprobiert werden können und man nicht mit den Entscheidungen von anno dazumal leben muss, wenn sie längst nicht mehr geeignet sind. Andererseits gibt es aber dadurch leider auch keine vernünftige Möglichkeit, solch veraltetes Tagging loszuwerden, weil es natürlich immer Anhänger gibt, die das für das Beste halten. Siehe neulich die nach Jahren erfolgte Umstellung von landuse=farm und den Widerstand dagegen. Und auch die gab es letztlich ja dann nur, weil es eben doch eine Autorität gab, die sich durchgesetzt hat, in diesem Fall die OSM-Carto-Leute. Die Frage ist bloß: Wie soll man diese Problematik auflösen? Vielleicht wäre es möglich, dass man zumindest zu ein paar großen Fragen regelmäßige Mitgliederbefragungen macht - richtig öffentlich, nicht irgendwo im Wiki wie bei Proposals. Sondern z.B. beim Einloggen auf der OSM-Website die Umfrage präsentieren und die Ergebnisse sammeln. Evtl. alle registrierten Mitglieder per Mail darauf hinweisen. Im Prinzip das selbe Verfahren wie bei der Lizenzänderung. Und dann, wenn ein Ergebnis da ist (und das ausreichend eindeutig ausfällt), eben (teil-)automatisiert umtaggen, ähnlich wie letztens bei landuse=farm, aber dann eben mit dem Argument des Umfrageergebnisses im Rücken. Solche Ergebnisse würden dann natürlich auch Auswerter, vor allem die großen wie z.B. eben der Carto-Stil oder die JOSM und (hoffentlich) ID Leute kurzfristig umsetzen - so wäre man dann auch nicht mehr von einer willkürlichen Autorität (wie ‘im Carto-Stil wird es jetzt nicht mehr gerendert’) abhängig.

+1
Dazu bräuchte man wohl auch eine Working Group bei der OSMF, oder?

Graus! Nein!

Mir war aber klar, dass ich das würde rechtfertigen müssen. Also: aus (1) mache ich (2) und finde angesichts der gesammelten GPS-Spuren in (3) diese Genauigkeit durchaus angemessen.

Auf einem geraden Stück Straße wirst du bei mir genau zwei Nodes finden, einen vorn und einen hinten. Trifft auf die meisten Grade-4/5-Feldwege zu, die einfach zwischen die Ackerflächen gefahren sind. Wenn ich da eine Kruckellinie sehe, offenbar direkt vom GPX abgekupfert, dann geht es meinem Hut ebenso wie deinem. Da habe ich auch kein Problem damit, Nodes zu löschen, weil es IMHO das Modell der Realität, das wir anstreben, verbessert.

–ks

+1 Ich sehe das genau so. Ich finde es sehr anmaßend zu sagen: “Ich brauche das nicht, also ist es nutzlos”. Niemand ist das Maß aller Dinge und niemand kann beurteilen, was für jeden in jeder Situation nützlich ist. Ich habe z.B. letztes Jahr einen Fossgis-Vortrag gesehen wo auch jemand der Meinung war, dass mappen vom Bänken und Mülleimern sei schlecht, weil nicht langlebig. nicht wartbar und ohne großen Nutzen. Kurze Zeit später schob ich einen Kinderwagen durch einen weitläufigen Park und war verzweifelt auf der Suche nach einer Rast- und Wickelmöglichkeit.

Es hat alles zwei Seiten. Auf der einen Seite kann ich dem Buttom-up Ansatz von OSM durchaus etwas abgewinnen. Anders ist z.B. der Top-down Ansatz der Wikipedia, bei der z.B. nichts relevant ist, wenn es nicht in die Relevanzkriterien erfüllt. Das schafft klare Verhältnisse, aber auch ein Klima der Bürokratie und Aggressivität in der man erst zig Regeln lernen muss, bevor man irgendetwas beitragen kann und oft gemaßregelt wird. Das schreckt schnell ab.
In OSM kann man erst mal vor sich hin schaffen und solange es nicht grob falsch ist kommt man sich erst mal nicht ins Gehege. Jeder kann mappen was er für wichtig hält und sich erst mal mit einfachen Werkzeugen grob behelfen, bevor man mehr Wissen hat und es dann Detaillierter macht oder es von jemand anderes ergänzt wird. Ich finde es auch bis zu einem gewissen Grad ok, dass mehrere Taggingschemata zumindest zeitweise parallel existieren. So kann man erst mal ausprobieren was sich bewährt und was nicht. Eventuell setzt sich das bessere durch, manchmal sind auch für unterschiedliche Fälle unterschiedliche Lösungen Vorteilhaft.

Die andere Seite kann ich auch gut verstehen. Ich würde mir auch oft mehr Einheitlichkeit und Verbindlichkeit wüschen. Es gibt nicht schlimmeres als wenn auf mehreren Wiki-Seiten unterschiedliche Dinge stehen und man nach ewiger Recherche wie etwas gemappt wird so hilflos und unwissend ist wie vorher. Als Softwareentwickler finde ich es auch problematisch, dass die Daten schwer auszuwerten sind weil sie uneinheitlich und unstrukturiert sind. Hierbei denke ich aber auch, dass sich das Datenformat der OSM vielleicht nicht für alles eignet, Stichwort “universelle Geodatenbank”. Alle Datensätze in OSM sind quasi Freitext und im Gegensatz z.B. zu Wikidaata ohne fest eingebaute Datentypen und Validation. Das macht es recht flexibel und leicht erweiterbar auf der einen Seite, aber für strukturierte Abfragen schlecht geeignet. Eventuell erreicht man ja durch die Verknüpfung beider Datenbanken das beste beider Ansätze.

Manchmal ist die Genauigkeit auch reine Konvention. Oft weis man, z.B. dass ein Kreisverkehr oder Gebäude in der Realität kreisrund ist und auch Autobahnauffahrten folgen meist mathematisch exakt beschreibbaren Kurvenverläufen. Das kann man mit Geraden nur annähern, wobei die Genauigkeit nur durch die Zahl der Nodes begrenzt wird.

Notiz am Rande: Genau die haben mir schon mal weitergeholfen, als ich mit dem Hund in einer fremden Stadt spazierte und er zu ungewöhnlicher Tageszeit nochmal Stuhldrang verspürte. Meist habe ich Beutel dabei, da hab ich nicht mehr damit gerechnet. Osmand konnte mir aber sagen, dass zwei Ecken weiter ein Hukospender hing, und ruckzuck war der Haufen weg, und der halb vertrocknete daneben gleich mit, womit auch die gute Tat für den Tag abgehakt war.

Niemals etwas für unnütz halten, nur weil man selbst keinen Nutzen draus ziehen kann.

–ks

Hui, “Wege vereinfachen” (Shift-Y) in JOSM ist aber ganz schön radikal eingestellt per default, und wollte mir den Weg auf 20 Nodes vereinfachen. :slight_smile:

Habe den Schwellwert auf 0.1 gesetzt und die Dichte damit um 50% reduziert.

Nach all den zwischenzeitlichen Posts scheint mir das vorerst Wichtigste die Definition eines allgemeinverbindlichen Tagging-Gold-Standards. So etwas würde das Projekt meines Erachtens deutlich nach vorne bringen. @woodpeck: Wäre das nicht eine Aufgabe um die sich der Vorstand bemühen sollte?

Gruß Klaus

Prinzipiell würde ich klarere, verbindlichere Standards zumindest in Kernbereichen sehr begrüßen. Ich denke jedoch so etwas darf aber nicht übers Knie gebrochen werden oder an der Community vorbei von Oben verordnet werden, wenn es brauchbar sein und Akzeptanz finden soll. Ich denke man sollte erst mal folgendes klären:

In welchen Bereichen braucht man verbindliche Regeln?

Wie sollen die zustande kommen? Brauchen wir vielleicht formalisierte Diskussions- und Abstimmungsprozesse?

Wie sollen diese Regeln verbindlich festgehalten werden?

Sollen diese Regeln trotzdem irgendwann geändert werden dürfen und falls ja wie?

Schönes Statement seawolff!

Für einige scheint es hier nur unzureichend gelöste Probleme zu geben. Und das kann sehr frustrierend sein. Man hofft es ändert sich etwas, vielleicht setzt man sich sehr ein, zu einer Lösung zu kommen. Und wenn sich dann doch nichts verbessert, dann kann das sehr frustrierend sein und entweder zieht man sich dann ganz vom Projekt zurück oder sucht sich eine Nische, in der man sein Ding machen kann. Das ist zwar alles okay, aber auf Dauer wird das dem Projekt schaden.

Hmm, da sieht man dann, wer das Wiki gelesen hat und wer nicht. Also ich bin jetzt von DE:highway zu DE:Highways zu Attributierung von Straße in Deutschland gesprungen, und konnte nicht wirklich Widersprüche finden, sondern eigentlich immer den (teils fetten) Hinweis, dass man sich eben NICHT nach amtlicher Klassifizierung richten soll … was vermutlich aber gerade den Gesetzes-Verordnungs-Reitern trotz dieses Wissens schwer fällt.

Subjektives Empfinden, also ungeeignet für OSM … ich erinnere mich da wieder an place:importance :laughing:

Nicht? Beispiel: ich hole mir aus dem Thüringen Extrakt der Geofabrik mit wambachers-boundariy-poly für Schleusegrund ein bestimmtes Gebiet, jage diese Daten durch osmium_road_length und erhalte separiert für alle highway die Länge…
Oder die Anzahl der Bänke mit Rückenlehne in Schleusegrund ist doch z.b. mit Overpass Turbo ohne weiteres möglich… (klar, man muss sich halt in eine “Abfragesprache” einarbeiten … wofür es aber eine mehr als ausreichende Dokumentation sowie vielen Beispiel gibt)

Sorry, das klingt jetzt vielleicht richtig hart, aber dann bist du wohl besser bei OpenGeoFiction aufgehoben, da kannst du gerne deine Karte “malen”. OpenStreetMap war von Anfang an eine Geodatenbank … ja, am Anfang vielleicht auch unter anderem mit dem Hauptzweck daraus eine grafische Karte abzuleiten.

Auch hier ein großes Sorry, dass man dich dazu zwingt etwas zu tun, was du nicht möchtest? :roll_eyes:

Also wenn in einem Gebiet 150 Hydranten mit verschiedenartigem Wasser (Abwasser, Brauchwasser, Trinkwasser) gefüllt sind und du, warum auch immer, Trinkwasser benötigst, wirst du froh sein, dass das jemand so detailliert gemappt hat, und du NICHT mit einem großen Schraubenschlüssel und Chemielaboratorium jeden einzelnen Hydranten prüfen musst, bis du bei dem einen Hydranten, der dir Trinkwasser bietet angekommen bist :wink:

Ein paar andere mir wichtige zu kommentierende Dinge haben bereits Trockennasenaffe sowie kreuzschnabel kommentiert.

Letztendlich würde aber auch ich mir durchaus wünschen, dass es eine höhere und bessere Konsistenz des Taggings geben könnte, v.a. da wir ja für/in eine Datenbank taggen, und da ist Konsistenz halt nun mal das A und O … langsam frage ich mich, ob die OpenStreetMap Datenbank, welche ja eigentlich strukturiert und relational abgebildet ist, einer der ersten Vorläufer für die später entwickelten NoSQL Datenbank waren, wo man meistens nur einfach unstrukturierte Dokumente reinklopft :sunglasses:

Es gibt doch eigentlich diese proposed und approved features. Das ist ja eigentlich eine gute Sache, mir scheint es nur ein wenig zu umständlich und vielleicht auch zu irrelevant. Vielleicht kann man mal schauen wie so was in anderen Projekten gemacht wird und sich da Inspirationen holen um den Abstimmungs- und Meinungsfindungsprozess hier dazu zu nutzen um klarere und verbindlichere Regelungen zu finden. Hier bspw. bei Wikidata: https://www.wikidata.org/wiki/Wikidata:Property_proposal/de

Ich kann mich seawolff nur anschließen. Ich bin zwar erst 2 Monate nach ihm zu OSM gestoßen :-), aber es geht mir im Prinzip genauso: Am Anfang war ich sehr aktiv und begeistert dabei, habe viel mitdiskutiert und versucht neue Tags zu etablieren und bestehende Probleme zu lösen. Mittlerweile habe ich in weiten Teilen kapituliert. Ich ergänze weiterhin fehlende Wege oder korrigere nicht zutreffendes Tagging, wenn ich im Gelände unterwegs bin. Im Forum betätige ich mich zwar als Mod, aber schüttle meistens nur noch für mich den Kopf wenn die gleichen Diskussionen seit 2008 immer wieder hochkommen (Spitzenreiter ist glaube ich „Radweg“), jedes mal ohne Ergebnis.

Es werden zwar immer mehr Dinge erfaßt, aber ich beobachte auch daß die Qualität und vor allem die Nutzbarkeit der OSM Daten stetig schlechter wird. Nachdem ich mich als Informatiker beruflich mit Datenstrukturen auseinandersetzen darf und die Regeln für meinen eigenen Kartenserver von Null aufgebaut habe und ständig pflegen muß, denke ich daß ich ein ganz gutes fachliches Verständnis dafür habe. 2008 war ich total idealistisch von der Idee begeistert, an einer freien Geodatenbank für Alle mitzuarbeiten – aber OSM ist nur noch mit sehr viel Fachwissen und Erfahrung auswertbar. Ich mußte selbst auch schon mehrfach als Berater tätig werden, für Firmen oder auch in den Anfängen des Graphhopper Projekts, die an dem oftmals chaotischen, unlogischem Tagging und lückenhaften, widersprüchlichen und unzuverlässigen Wikieinträgen erst mal verzweifelt waren.

Genau das ist das Problem: OSM ist immer weniger eine für Kartographie geeignete Geodatenbank und wird immer mehr zu einer schlecht strukturierten Detaildatensammlung. Dabei geht es gar nicht darum, wie detailliert man persönlich mappen will, was „wichtig“ ist oder „in die DB reindarf“. Die Datenbank ist eigentlich groß genug für alles.

**Das Problem sind die mangelhaften Strukturen, die es immer schwerer bis unmöglich machen, die notwendigen Informationen für einen bestimmten Abstraktionslevel wieder mit vernünftigem Aufwand und vernünftiger Zuverlässigkeit aus der Datenbank herauszulesen.
**

Ein Beispiel für eine gut auswertbare, logische Struktur (die bis vor kurzem noch so funktioniert hat) wäre z.B.

  • Level 1 tourism=information: Ein Renderer kann global entscheiden ob er diese Klasse von Objekten anzeigen will oder nicht. Alle Objekte sind „gleich groß/wichtig“ (Infopoints, Wandertafeln) und können sinnvoll mit einem (i) dargestellt werden.
  • Level 2 tourism=information + information=office, hikingmap, citymap, etc.: Ein Renderer hat Regeln um bestimmte Objekte mit unterschiedlichen Icons anzuzeigen
  • Level 3 tourism=information + information=hikingmap + name: Ein spezialisierter Renderer wertet auch noch die Detailinfos aus

Diese Struktur wurde vor Kurzem zerstört, als mit den zusätzlichen Werten information=route_marker und information=trail_blaze plötzlich einzelne Wanderschildchen unter dem gleichen Haupttag hinzukamen, die von Größe, Anzahl und Darstellung nicht zu Infobüros und Hinweistafeln passen. Dadurch funktioniert eine Level1-Auswertung nicht mehr, jeder Auswerter ist gezwungen, eine Level2 Auswertung zu machen und die unpassenden Werte wieder herauszufiltern, ansonsten ist z.B. eine Level1-Karte windpockenartig mit sinnlosen (i)s überflutet. Und natürlich muß der Auswerter erst mal von dieser Besonderheit wissen, denn logisch ist es ja nicht und bis letztes Jahr hat es noch einfach funktioniert.

Leider gibt es eine Vielzahl von solchen Verschlechterungen in der Datenstruktur, die in Summe die Latte für einen Auswerter verdammt hoch legen und ständige Aufmerksamkeit und Nachpflege erfordern – und dazu schon immer ungelöste Probleme. Hier nur ein paar Beispiele, die mir spontan einfallen:

  • zum Haupttag inkompatible Erweiterungen von subtags wie im Beispiel oben
  • willkürliche Umdefinition und Verkomplizierung von Tags im Wiki z.B. Höhenangaben genormt in WGS84 anstatt dem allgemein üblichen (und vorher auch im Wiki verankerten) Meter über Normal Null. Stellt alle Höhenangaben in Frage, zum Glück nur mit geringer praktischer Abweichung.
  • nachträgliche Umdefinition bestehender Tags. z.B. natural=tree von „Signifikanter Baum“ auf „irgendein Baum“. Dabei gingen 50000 größtenteils signifikante Bäume ohne weiteres Tagging von 1500 Usern einfach zwischen den massenhaft importierten unbedeutenden Bäumen verloren
  • fehlende Klassifizierung: Objekte werden zwar mit jeder Menge Level3 Detailtags eingetragen, aber es fehlen Level1 und Level2 Tags mit einer Klassifizierung für eine kartographische Abstraktion
  • Negation des Haupttags in einem Detailtag. z.B. amenity=restaurant, disused=yes. Erzwingt eine Level3 Auswertung von allen Auswerten, führt zu falscher Anzeige von ungültigen Objekten bei allen Auswertern die nur eine Level1 Auswertung benötigen/machen.
  • unnötig komplexes Mapping: wer mag kann die Datenbank mit unnötiger Komplexität für andere user unbearbeitbar und extrem schwer auswertbar machen. z.B. Multipolygone wo einfache Polygone ausreichend wären, Zerstückelung durchgehender ways um sie an MPs zu kleben
  • unscharfe und mehrdeutige Tags: z.B. highway=path, bicycle=yes Das kann ein 2 Meter breiter, gut befestigter Spazierweg sein (nur ohne blaues Schild) oder ein handbreiter Trampelpfad im Gelände. Workarounds über zusätzliche Tags wie Wegbreite funktionieren nicht, da sie aufwändige Spezialauswertungen erzwingen und die nötigen Zusatztags nur selten verwendet werden.
  • mangelndes Bewußtsein für die Probleme: Für das obige Problem wurde schon vor langer Zeit das Tag highway=trail vorgeschlagen, das Trampelpfade eindeutig gekennzeichnet hätte und die Verwechslung mit dem (unglücklich gewählten) path beendet hätte. Es konnte sich aber nicht durchsetzen.
  • fehleranfällige Taggingempfehlungen und daraus resultierende Fehler: z.B. ist im Wiki immer noch das Schema access=no, bicycle=yes dokumentiert. Das ist fast immer falsch, da alle nicht ausdrücklich erwähnten Verkehrsteilnehmer verboten werden und die “exotischeren” angefangen beim Reiter meist vergessen werden.
  • unzureichende API. Die Wirklichkeit ist komplizierter als es sich mit ways und nodes abbilden läßt. Die API wurde nie dahingehend weiterentwickelt, daß sie z.B. echte Polygone und Multipolygone unterstützt. Polygone ergeben sich nicht aus der Geometrie, sondern manchmal aus dem Haupttag, manchmal nur in Kombination mit dem Subtag area=yes. Multipolygone werden als Dauer-Workaround als relations dargestellt - eine weitere unnötige und unerwartete Stufe der Komplexität bei der Auswertung und eine große Hürde für neu eingestiegene Mapper.

Das ist eine sehr gute Frage - und ich fürchte es gibt auch hier keine Einigkeit.

Ich bin der Ansicht daß das freie Taggen von OSM eine super Idee war als es galt, gigantische weiße Flecken zu füllen und eine vage Information besser war als gar keine Information. Aber ab einer gewissen Datenmenge, Datendichte und Komplexität bräuchte man verbindliche Regeln und eine durchdachte Struktur um sich weiter zu verbessern. Ansonsten werden die Daten zwar noch mehr, aber gehen auch wieder kaputt und werden schlechter nutzbar. Auch für neue Mapper wäre es bedeutend einfacher, ein paar feste Regeln zu lesen als lange Diskussionsthreads ohne Ergebnis.

Aber als Resultat vieler Diskussionen mußte ich mich damit abfinden daß verbindliche Regeln bei OSM nicht mehrheitsfähig sind. Ich würde erwarten daß vielfach wieder die Antwort kommt “Es gibt doch gar kein Problem”. Es ist auch zu berücksichtigen, daß OSM ein globales Projekt ist, in dem es auch Politik zwischen verschiedenen Ländercommunities gibt.